Kleiner 5er 122x und B/C40 > R5-Front-Mittelmotor-Kratzer

LL6P spanisch grün

(1/14) > >>

lecar5:
Hi Folks,

nachdem die vergangenen Tage, Wochen, Monate und Jahre mein dicker Turbo viel Platz in der Werkstatt belegt hat, noch vielviel mehr Platz in meinem Kopf einnahm und darüber hinaus auch noch mein Sparbuch leergeräumt hat (die Story kennt hier ihr ja ;):   https://www.renault5turbo.de/forum/index.php?topic=4550.0) war den Sommer über etwas Zeit zum durchschnaufen – die Werkstatt war öfters mal leer, im Kopf schwirrten erfrischenderweise mal wieder andere Gedanken als dicker Turbo und das Konto erholte sich zusehens :).

Erfreulicherweise läuft der Turbo, sehr gut sogar, funktioniert echt zuverlässig und macht einen mords Spass :). Ok, Motor und Getriebe müssen nochmals raus, weil verschiedene Simmerringe nicht dicht sind, aber das soll dem Spass keinen Abbruch tun. Feuerprobe war letztlich die diesjährige StarMaxx, bei der ich wieder als Vorausfahrzeug dabei war - sonntags volles Risiko mit dem dicken Turbo! Auf einer Auto-Veranstaltung als Vorauswagen aufgrund technischem Defekt auszufallen stellt die ganze Veranstaltung hin, was echt richtig dermassensupersaublöd wäre, aber – nichts :)! Das Dingen funktioniert einfach, egal ob Stadtverkehr oder Landstrasse, Warmstart bei 34°C oder nach 2 Wochen ohne Benutzung, es funktioniert einfach und der erste öffentliche Auftritt geht erfolgreich über die Bühne – inklusive ‚Personen- und Fahrzeugkontrolle. Ihre Papiere, bitte!‘ zweier Polizisten im Zivilfahrzeug, die mir erst die Vorfahrt nahmen und mir dann zu dichtes Auffahren anhängen wollten >:(. Ts!



Aber lange währt das Durchschnaufen nicht, Ende des Sommers steht der lange angekündigte und von mir so lange als möglich rausgezörgerte Umzug des Auto-Lagers an... Etwas widerwillig zwar, aber es hilft ja nichts - der Schopf soll einem Pferde-Offenstall weichen. Ersatz gibt’s in Form eines Fahrsilos auf der anderen Seite des Hofs - zum Glück gibt’s überhaupt Ersatz :)! Ich will mir gar nicht vorstellen, was eine Kündigung bedeutet und es heisst, mit dem ganzen Auto-Krempel auf einmal auf der Strasse zu stehen! Also: glücklich sein und alle Autos umziehen. Und nochmals hab ich Riesen-Glück gehabt: ich kann mich tatsächlich noch daran erinnern, dass ich derjenige bin, der die ganzen Kisten damals im Schopf abgestellt hat, sonst müsste ich jetzt an dieser Stelle von sensationellen und über Jahrzehnte unberührten Scheunenfunden berichten :D!

Anspruchsvoll ist das Herunterheben des LeCars von der Bühne. Hoch kam er seinerzeit, auwei, das ist wohl über 15 Jahre her :-\…, mit dem Gabelstapler. Runter kommt er mit zwei Fronladern und seelischem, moralischen und tatkräftigem Beistand von godsey. Und nochmals ist mir das Glück hold: der LeCar stürzt nicht ab, die Bergung ist erfolgreich :).



Aber warum erzähl ich das? Naja, bei der Aktion kam halt auch mein grüner Alpine Turbo Coupe wieder ans Tageslicht, der vor dem letzten Einsatz kürzlich an sich ganz gut lief. Naja… der kürzliche letzte Einsatz war die TurboFever 2016, die ist halt schon 6 Jahre her :o. Ich glaube, im Alter verliert Zeit einfach seine Bedeutung… wie auch immer, beim letzten Einsatz gabs Probleme, erst Fehlzündungen bei höherer Drehzahl und Last, dann auch bei mittleren und ohne. Godseys Erste Hilfe-Massnahmen während der TurboFever schafften keine Abhilfe, nach der TurboFever hab ich mich nicht darum gekümmert sondern das Auto einfach weggestellt.
Und so stand der Coupe jetzt 6 Jahre ohne eine einzige Motorumdrehung im Schopf und ist völlig zugestaubt, echt unglaublich! Kurz mal nicht aufgepasst und aus einem Fahrzeug wird ein Stehzeug, mannmannmann :(! Aber jetzt, da wieder Platz in der Werkstatt und Kapazität im Kopf frei ist, wasch ich den Coupe ab und zerre ihn in die Werkstatt. Genau, zerre :( - die sch… Bremssättel vorne machen wie immer nicht auf. Das sind diese 54mm-Alusättel, die in ein einen Gussträger gepresst sind, sich dabei verformen und als Ergebnis den Bremskolben verspannen. Völlig abgeschafft und mindestens genauso blass wie der matte Lack steh ich neben dem Coupe in der Werkstatt und hechle nach Luft. LL6P spanisch grün heisst der Farbton und ist eine VW-Rezeptur. In den 1970ern gab es Käfer und sogar den eleganten Karmann Ghia in der Farbe, igitt :-[! Am Renault 5 finde ich passt der Farbton recht gut, erinnert er doch an die grellen Farben, mit denen der Renault 5 Anfang der 1970er vorgestellt wurde. Wobei ich den Coupe natürlich lieber original hätte, am allerliebsten mit den ganzen Aufklebern aus dem Pokal und am besten sogar noch mit ein paar Kampfspuren!

Aber vielleicht eher mal der Reihe nach: Ab 1982 wird der Renault 5 elf Pokal mit dem Renault 5 Alpine Turbo Coupe ausgetragen. Die Veränderungen zum Renault 5 Alpine Coupe sind an sich schnell aufgezählt: Turbolader. Angeblich 120 PS. Ich denke, es sind eher 108, wie beim normalen Alpine Turbo, warum sollten es mehr sein, wenn alles gleich ist wie beim Alpine Turbo? Mein Auto wurde im Januar 1982 erstmals für den Verkehr zugelassen, die originale Farbe war rot, der letzte Halter im ersten Brief ist Helmut Reber aus Grossaspach. Im Ersatzbrief gibt es 3 Einträge, ich bin zum ersten Mal mit meinem Coupe irgendwann in den 1990ern in Kontakt gekommen. Damals war ich aktiv bei den Renault Freunden Steinlachtal dabei, und 3 Brüder aus dem Balinger Raum gesellten sich dazu.



Einer davon, Rudi, hatte den Coupe, den die Jungs in bester Sitte der 90er getunt hatten: Heckklappe gecleant, Devil-Auspuff, die ganze Fuhre in auffälligem grün lackiert. Also alles grün lackiert, wirklich ALLES :o! Vom Käfig über die Zeiger im Cockpit und den Luftauslassdüsen vor dem Armaturenbrett, den Aluspeichen des Lenkrads und den Vitaloni Californias, den 2teiligen Gotti-Rädern bis hin zu den Luftgittern über den Rückleuchten – einfach alles! Hätte es grüne Reifen gegeben hätten sie auch noch grüne Reifen aufgezogen, bestimmt! Und dazu, natürlich, wie es eben typisch war für die 90er, glatt gespachtelte Stossfänger (dass wir uns verstehen, natürlich in Wagenfarbe lackiert, also grün, klar, ne? 8)), schwarz folierte hintere Seitenscheiben und Heckscheibe, ‚Designer Sport‘-Schalensofasessel mit roten Schroth-Gurten, und die Karre so sacktief, dass die hinteren Reifen schon komplett in den Radhäusern verschwanden. Quasi alles nach dem Motto ‚nicht auffallen ist wie nicht dasein‘. Und eigentlich wars nur ein Blender ???, die schwarzen Scheiben waren nicht umsonst drin, innen war das Auto schon echt ziemlich völlig verwohnt, die Heckklappe liess sich nur mit einem Besenstil öffnen weil die Brüder einen Öffnungsmechanismus für völlig überbewertet hielten und die Fronthaube wollten die Jungs nie aufmachen weils drunter aussah wie bei den Flodders unterm Sofa...

)

Aber was soll’s, auf den Treffen, auf denen die Jungs mit dem Coupe dabei waren, haben sie regelmässig Pokale in der Kategorie schönster 5er bis 1984 abgeräumt, schwarzen Scheiben und geschlossener Fronthaube sei Dank. Und wenn ich ehrlich bin – ich fand den grünen Coupe auch geil :P! Weil ich innen und Motorraum eh nie angeguckt hab. Und sowieso, eben weil.











Über die Vergangenheit ihres Autos wussten die 3 nicht allzu viel. Sie haben das Auto von einer Frau gekauft, die es schwarz lackiert hat, von der Qualität wohl eher so mit der Spraydose, und überall irgendwelche Spinnweben und sonstige gruseligen Bildchen hingebrusht hat. Gelbe Stossstangen und Felgen seien verbaut gewesen, der älteste der Brüder hat den Coupe in einem hellen Blau lackiert, was der Qualität der vorigen Spraydosenlackierung wohl recht nahe kam und Ohlins-Aufkleber auf dem Auto verteilt. Um den Coupe dann, ums einmal richtig zu machen, wie schon beschrieben, im Stil der 90er zu tunen. Spanisch Grün heisst die Farbe, Farbcode LL6P, wie schon erwähnt.

Und wie die Zeit halt so vergeht, verliert man sich aus den Augen. Ich hatte damals davon gehört, dass die Brüder den Coupe auch motorseitig tunten wollten und eine Nockenwelle vom Renault 5 Alpine Sauger einbauten. Irgendetwas ging dabei schief, der Motor sprang nach dem Einbau nicht mehr an. Der älteste der Brüder, der mit Ahnung und Macher des Projekts, war KFZ-Mechaniker und hatte eine Stelle bei Audi in Ingolstadt angetreten, wohnte fortan nicht mehr zu Hause und so kümmerte sich niemand mehr um den Coupe, der da mit nicht laufendem Motor in einem Garagenpark abgestellt wurde. So stand das Auto schon mehrere Monate, und die Brüder wollten es verkaufen. Als ich mich nach Coupe und dem Verkaufspreis erkundigte war schnell klar, dass das für mich nicht ist - ich meine, sie wollten um die 7.000 Mark dafür haben, was für mich überhaupt nicht in Frage kam. Es gingen nochmals mehrere Monate ins Land, irgendwann im Herbst 1998 habe ich sie nochmals angerufen und mich nochmals nach dem Coupe erkundigt. Sie hatten das Auto noch immer, es lief immer noch nicht und sie wollten es noch immer verkaufen. Ein Kumpel von ihnen wollte es als Winterauto herrichten und hatte 500 Mark geboten, was den Jungs natürlich viel zu wenig war. Auf die Aufforderung, einen realistischen Preis zu nennen, nannte Rudi, mit etwas Pause 1.500 Mark.
Man muss sich vorstellen: Mitte/Ende der 90er Jahre war das Internet noch lange nicht so weit wie heute. Gebrauchte Autos kaufte man absteigend der eigenen Finanzkraft über Anzeigen in der Auto Motor und Sport, der lokalen Tageszeitung oder über Flohmarkt und Sperrmüll, zwei Zeitungen, die 2mal die Woche erschienen und es nichts darin gab als Kleinanzeigen. Das inserieren kostete nix, und es gab alles darin, absolut alles, vom gut erhaltenen gebrauchten Klopapier über die Mitfahrgelegenheit von Unterdigisheim nach Buxtehude, one night stands für m/w/d in jeglicher Richtung und Coleur bis hin zu Autos nach Herstellern. Klar, jeweils als ‚suche‘ und ‚biete‘. Für mich das Beste darin waren immer die Rubriken ‚Autos bis 150 DM mit TÜV‘ und ‚Autos bis 150 DM ohne TÜV‘ :). Der Wert der Autos definierte sich damals über die Anzahl Monate TÜV, die Faustformel war 1 Monat TÜV = 50 Mark Verkaufswert. Fahrzeugmarke und -typ, Hubraum oder gar Extras oder womöglich noch die Anzahl der Vorbesitzer – alles völlig latte :D! Ich hatte seinerzeit den einen und anderen, teils noch richtig guten 5er mit sogar noch einem Jahr TÜV für 50 Mark gekauft, nur um an die Ersatzteile, die darin verbaut waren, zu kommen… Vor diesem Hintergrund waren 1.500 Mark trotz Coupe schon echt viel Geld, schliesslich lief der Motor nicht, alles war grün lackiert, die Reifen waren platt und die sch… 54mm Bremssättel fest. Dennoch – der Deal stand.

Warum ich den Coupe kaufte, weiss ich heute nicht mehr, schätzungsweise weil ich ihn einfach haben oder ihn vor weiterem Übel bewahren wollte. Oder weil ich einfach Bock auf ihn hatte… die Absicht, dass ich mit ihm zu fahren hatte ich ganz sicher nicht, ich erinnere mich, dass ich ihn in der damals neu angemieteten Werkstatt auf Böcke gestellt habe damit sich die Reifen nicht eckig stehen…

lecar5:
Und so hing der Coupe weitere Jahre auf den Böcken oder wurde von einem Eck ins andere geschoben, weil er ständig im Weg rumstand. Was gar nicht so einfach war, weil die verdammten Bremssättel an der Vorderachse einfach nicht aufmachen wollten :(…




Naja… 2002 dann, die 30 Jahre Renault 5-Feier in Speyer, mit Sonderausstellung und Festabend. Lange und mit viel Herzblut geplant, arrangiert, organisiert, zusammengetrommelt. Autos sollten dort sein, so viele als möglich. Der Coupe könnte einer davon sein, mit etwas Aufwand sollte das möglich sein. Fahren musste er ja nicht, nur dastehen. Also sauber machen, und die eine und andere Blessur nach dem Minimal-Prinzip ansehlich machen. Was funktioniert hatte: die Licht- und Medien-Kollegen hatten ein paar Scheinwerfer daneben gestellt und der grüne Coupe stand in der Festhalle neben Wolfgang Schütz‘ weissem ‘84er Europapokal-5er.



Hier gibt’s ein bisschen über die Feier zu lesen: https://www.renault5turbo.de/forum/index.php?topic=3856.msg44730#msg44730 – ich glaub’s ja gar nicht, die eigens dafür ins Leben gerufene Seite gibt’s immer noch :o: http://www.30jahre-renault5.de/

Mich mit dem Coupe zu beschäftigen hat mich wohl wieder gebitzelt, ich sollte mit dem Coupe mehr zu machen, als ihn nur irgendwo in der Ecke zu lagern. Wahrscheinlich hat’s auch damit zu tun, dass ich 2002 übers Boxenstop Tübingen in die Oldtimer-Veranstaltungs-Szene ‚gerutscht‘ bin, ich wurde als Flaggenmann für das ‚Schwäbische Hill-Event‘ der Retromotor nominiert und auch als Vorausfahrzeug für die Boxenstop 500 gebucht. Für mich waren die Veranstalter damals alles ‚alte Mannen‘ – heute lach ich drüber, aus eigener Erfahrung weiss ich: die waren im besten Alter :)! Was bei den Herren echt richtig schön war und noch immer ist, die waren immer respekt- und gleichzeitig humorvoll miteinander, immer aufrichtig, immerimmer Sportsmänner und immer irgendwie umtriebig und kreativ. Und da hats mich wohl gerissen, ich meinte, ein Auto haben zu müssen, mit dem ich bei solchen Männern mit solch einem Umgang solche eine Veranstaltung auch mal mitfahren zu können. Und das war’s dann: der Coupe sollte genau dieser Verwendung zugeführt werden :)!

2003 ging’s los, das Auto hatte lange genug gestanden! Für ein veranstaltungstaugliches Auto aber braucht‘s auf jeden Fall neue Reifen. Nicht nur, dass die montierten Yokohamas ständig platt und die Flanken deshalb ziemlich rissig waren, sie waren auch ziemlich glatt. Nicht vertrauenserweckend eben. Und zuverlässig musste das Auto sein, auf Ausfall bei einer Veranstaltung hatte ich ganz bestimmt keine Lust. Etwas mehr chic stand auf der Wunschliste. Und auf jeden Fall weniger grün. Die Sache nahm seinen Lauf…
Ein Rückbau auf Original wäre natürlich genau das gewesen, was angebracht gewesen wäre. Das passte halt gar nicht damit zusammen, dass die Überholung einigermassen schnell gehen sollte. Schliesslich war es die Zeit, in der Haus und Garten viel Aufmerksamkeit erforderten und nur überschaubar viel Zeit und Geld fürs Autohobby übrig liessen. Und eigentlich war die Restauration des Cabrios in vollem Gange… also stand fest, am Coupe nur Reparaturen zu machen. Und auch nur die Reparaturen, die nötig waren, es musste auf jeden Fall ein weiteres Restauration-Objekt verhindert werden. Ihr ahnt es, die Dinge kommen IMMER anders ::)…

Das einzige, was wirklich wie geplant ablief war die Aufbereitung der Felgen. Zerlegt, auf der Drehbank abgedreht und anschliessend ganz hemdsärmlig mit der Polierscheibe auf der Bohrmaschine poliert. Dauerte zwar etwas, aber das Ergebnis war prima :).





Blöd nur, dass zum Räder aufbereiten die Räder vom Auto runter mussten und einen Blick auf Bremsanlage und Fahrwerk zuliessen :(. Vom Sicherheitsaspekt her war dieser Blick absolut gut und noch absoluter genau richtig. Was ich damals natürlich nicht so sehen konnte... schliesslich sollte der Coupe doch wieder auf die Strasse, und nicht noch mehr Geld und Zeit verschlingen. Alle Kugelköpfe waren fritte, die oberen Querlenker hatten merkliches Spiel, insgesamt hatte die extreme Tieferlegung den Gummibuchsen gar nicht gut getan. Letztlich kam die Vorderachse komplett raus und wurde generalüberholt. Die Hinterachse war nicht wirklich besser, jedoch gab es seinerzeit keine Ersatzteile für die Gummilager, und so mussten die hinteren Schwingen bleiben wie sie waren. Die Bremssättel wurden so gut als möglich überholt, und neue Dichtsätze wurden verbaut. Aber es war schnell klar, dass die Überholung nicht wirklich was bringen wird – die Bohrungen der vorderen Sättel waren nicht rund sondern oval. Wie ich mich darum gekümmert habe wurde mir klar, dass A310-Fahrer genau dieses Thema zur Genüge kennen: die Alu-Sättel verformen sich in den Gussträgern, ob aufgrund unterschiedlicher Wärmeausdehnungskoeffizienten oder warum auch sonst ist völlig egal, jedenfalls führt dies dazu, dass sich der Kolben verklemmt, beim Bremsen durch den Pedaldruck zwar ausfährt aber beim Bremse loslassen durch die eh‘ fast nicht vorhandene Rückführkraft der Manchette dieser nicht mehr öffnet. Quasi ein einkonstruiertes Problem :(... die Bearbeitung von Kolben und Gehäuse mit Schleifleinen linderte das Phänomen, aber eliminierte es nicht. Aber es funktionierte, die Bremse schloss und öffnete so lala wieder, und der Coupe zeigte ein Verhalten, das man als ‚Roll-Fähigkeit‘ bezeichnen hätte können.

Die grundlegende Voraussetzung für ein motorgetriebenes Fahrzeug, motorgetriebenes Fahrzeug genannt zu werden, ist, dass das Fahrzeug motorgetrieben ist. Der Coupe war zu dem Zeitpunkt kein motorgetriebenes Fahrzeug – der Motor lief seit der missglückten Sauger-Nockenwellenmontage ja nicht mehr. Das aber ignorierte ich, vielmehr störte mich der stark verlebte Motorraum. Motor, Getriebe und alle Peripherie kamen raus, und vor mir stand eine ziemlich verlebte Karosserie. Rost hatte sie zwar überschaubar wenig, dafür aber einen Frontschaden mit komisch stehenden Frontscheinwerfern und einigen Wellen in den Innenkotflügel. Weiterhin gab es viel Dreck, Öl und Schmodder und einer ‚Sicht-Lackierung‘ mit einem komischen mattschwarzen weichen Thermolack, der beim schleifen nicht pulverte sondern runzelte, ein unmögliches Zeugs. Den Frontschaden hab ich so gut als möglich mit low budget-Mitteln mit Spanngurt, Hammer und Stöckchen wieder hingezogen und gedengelt, und den Motorraum anschliessend in Aussenfarbe, LL6P spanisch grün, was sonst 8)?, lackiert. Beim Wiedereinbau des Motors habe ich alle augenscheinlich kaputten Teile gegen gute gebrauchte ausgetauscht, dabei wurde auch deutlich, warum der Motor nicht mehr lief - nicht die Nockenwelle war die Ursache, sondern ein absolut desolater Vergaser, an dem die verbauten Membranen rissig oder schlicht nicht mehr existent waren und das Gehäuse der Volllastanreicherung abgebrochen war. Und? Der Motor lief nach dem Einbau des überholten Vergasers direkt an :), nur passte die Abstimmung mit der Bedüsung nach Handbuch nicht so recht. Die individuelle Abstimmung geht immer leichter mit einem Kfz-Ingenieur, der ein Lambdameter hat – und dafür brauchte es nur noch eine Lambdasonde im Auspuff. Nach mehreren Testläufen in allen Drehzahl- und Lastbereichen und gefühlten 25mal Vergaser auf- und zuschrauben und Düsen wechseln war auch die richtige Bedüsung gefunden.

Der Innenraum, das Reich der Flodders, sollte auch hübsch werden. Also Sitze und Gurte raus, die Überraschung kam beim Ausbau des Käfigs: Der Bogen an den B-Säulen liess sich beim lösen der Schrauben kaum halten und schnappte mit dem letzten Gewindegang der letzten Schraube um satte 11cm zusammen :o! Die einzige Erklärung ist, dass der Coupe wahrscheinlich schon in jungen Jahren links einen massiven Seitenschaden hatte, die Karosserie wurde qualitativ recht gut wieder gerade gebogen und gerichtet, nur der Käfig nicht. Das wollte ich so natürlich nicht lassen, der örtliche Schlosser brachte den Rohrbogen zum glühen und bog den linken Holm wieder so in Position, dass sich der Käfig spannungsfrei verbauen lässt. Bei der Gelegenheit gabs Streben zwischen A- und B-Säule und zwischen den B-Säulen-Holmen. Nicht Pokal-like, aber irgendwie passend. Die Verglasung, im hinteren Bereich war’s ja eher eine ‚Verfolierung‘, tauschte ich komplett gegen grün getönte Scheiben, die meiner Ansicht nach besser zum grünen Lack passten. Dachhimmel war keiner vorhanden, die 3 Brüder hatten anstelle des Dachhimmels Teppichboden mit Schaumrücken ans Dach geklebt :-\. Was man ihnen wirklich lassen musste, und was man auch heute noch neidlos anerkennten muss… kreativ waren sie ;)! Mein Lager gab natürlich keinen Dachhimmel her, also, obwohl ich meine, mein Lager war seinerzeit schon gut sortiert, aber einen Dachhimmel im Lager zu haben… wäre schon echt etwas vermessen - wer denkt beim Auto schlachten in den 1990er Jahren schon daran, dass ein Dachhimmel einmal rar werden könnte und baut ihn aus? Sei’s drum – kein Dachhimmel haben hiess Dachhimmel bauen. In einem Joint Venture mit der Scuderia Unterberghausen wurde in einem enthaupteten 5er-Dach nacheinander eine strengstens auf 2 Exemplare limitierte Dachhimmel-Edition laminiert. Eins davon Version RS (=reine Serie), eins davon Version Coupe, mit mittig im Dach vorgesehener Aufnahme für die Innenraumbeleuchtung. Schliesslich sollte der Coupe ja später mal bei Oldtimer-Veranstaltungen und Nachtrallyes teilnehmen. Aus Sinsheim konnte ich, wie passend :), 2 gut erhaltene Pokal-Sitze kaufen. Jetzt fehlte es nur noch am in Aussenfarbe lackierten Innenraum, bei der Gelegenheit bereitete ich gleich noch eine vordere Stossstange vor.



Die, die dran war war ja glatt gespachtelt und überall platzte der Spachtel weg, und sowieso hatte sich das anlaminierte Schwert längst schon verabschiedet. Prestolith richtet halt doch nicht alles, auch nicht die Glasfaser-Verison. By the way, wo wir gerade beim glatt spachteln sind – die beiden jüngeren der Brüder betreiben heute ein Stukateur-Geschäft: https://www.stein2-stuckateur.de/. Ich meine schon, dass der Coupe hierbei irgendeine Rolle spielte ;)...

Elektrik – ein weiteres leidiges Thema… auch da gingen einige Stunden drauf, bis die Strömlinge wieder dort ankamen, wo sie hinsollten. Egal ob Karosserie, Mechanik, Elektrik oder Innenraum – am Coupe gab es nur 3 Möglichkeiten: kaputt, verbogen oder verpfuscht :(. Zu guter Letzt liess ich beim örtlichen Werbetexter für teuer Geld neue Dekore anfertigen – Anfang der 2000er Jahre gab es die Repros noch nicht wie heute günstig im Internet zu kaufen.
Das Ergebnis in Summe sah so aus, wie ich mir den Coupe vorgestellt habe :).










Montedifalko:
Hubsy..... wie immer köstlich!
Beim Lesen ist wieder klar geworden, dass wir aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen.....sprachlich!
Ich hatte bei einem Wort große Probleme.... watt is`n Schopf?
Meine hoch studierten Damen (Deutsch und Bildungswissenschaften) haben nur die Schultern hochgezogen!!
Nach kurzer Recherche ergab sich im Netz folgendes:
Schopf gleich:
allgemein Deutsch..... Haarbüschel, Vorderkopf
schweizerisch.... kleines Gebäude für Gerätschaften
mittelhochdeutsch.... Scheune ohne Vorderwand.... Schopf....Schober.... Schuppen!!!
Deutsches Sprache, schweres Sprache!!

Wir waren 2016 beim letzten Einsatz des A5T Coup dabei.
Schon damals fand ich die Felgen unpassend! Zu dem Fahrzeug gehören ganz einfach die originalen Stahlfelgen,
das wäre für mich die absolute Krönung für ein sehr geiles Fuhrwerkle!

Gruß aus HH

lecar5:
Hi Gerd,

vielen Dank für die Blumen :)! Irgendwie ist es mir schon lange ein Bedürfnis, die Geschichte bzw. zumindest (m)einen Teil der Geschichte um meinen Coupe niederzuschreiben... und da sich das mit Jens' Forum ganz schön machen lässt, so mit Fotos und Links dazwischen, bietet sich das natürlich in dieser Umgebung an.

Zu den Kulturkreisen... wie du aus dem Zusammenhang wahrscheinlich schon rauslesen konntest meine ich mit Schopf nicht den Haarbüschel ;). Du hast richtig recherchiert - Schopf = Schuppen, ich habe mir zugegeben keine Gedanken darüber gemacht, ob Schopf nicht verstanden werden könnte. Die Nähe zur Schweiz ist hier im Schwabenland in jedem Fall mehr gegeben als der Bezug zum mittelhochdeutsch - alles, was irgendwie Hochdeutsch ist können wir Schwaben ja nicht :)!

Und zu den Felgen... Mitte der 90er wollte doch niemand Stahlräder! Stahlfelgen war nur was für arme Leute, für die, die sich nichts aus einem Auto gemacht haben! Stahlfelgen hat man maximal im Winter gefahren, aber da auch nur dann, als wirklich Schnee lag. Alufelgen gehörten auf ein sportliches Auto wie der rechte Aussenspiegel. Und jetzt kommst du, und findest die Alus unpassend... - da krieg ich ja fast das Gefühl, wir sind in der gleichen Altersgruppe 8)!

lecar5:
Aber es geht ja weiter ;):

Blöd nur, dass sich die Fuhre bei weitem nicht so fuhr ???. An die vibrierende Karosserie wegen der harten Motorlager hätte man sich ja vielleicht noch gewöhnen können, an den in Kombination mit dem kurzen Getriebe und den kleinen Rädern und dank der Sauger-Nockenwelle schnell hochdrehenden Motor sicherlich auch noch. Aber definitiv nicht gewöhnungsbedürftig sondern eher gefährlich war das Fahrverhalten – beim einlenken brauchte es kurz, bis der Vorderwagen dem geäusserten Wunsch des Fahrers nachkam. Der Hinterwagen reagierte auch, aber erst später, und dann eher wie ein Öltanker, völlig hinterrücks - die Bayern würden 'hinterfotzig' sagen - mach ich aber nicht, weil das ist schmutzig  :-[... obwohl es die Sache echt sooo viel besser als hinterrück beschreibt... - und nicht der Vorderachse folgend sondern zum Kurvenäusseren drängend - so stellte ich mir eher das Fahrverhalten der BMW-R-Motorräder aus Ende der 1970ern, der ‚Gummikuh‘ vor, aber nicht das eines kleinen Autos, das in einer eigenen Rennserie eingesetzt wurde. Gepaart mit den starren Hosenträgergurten und den viel zu kurzen Sitzschienen, es kam einfach kein Fahrgefühl auf, sondern eher ein Kauern aufm Donnerbalken kurz vor dem finalen Abgang von dem man nicht weiss ob er hart oder zäh oder wässrig ist. Lange Rede, kurzer Sinn, das Auto fuhr sich wie Arsch auf Eimer :(. Ach ja, und dann war da ja noch die Pedalerie, die wohl tatsächlich für den Betrieb im Pokal präpariert war, das Kupplungspedal weit nach links und das Bremspedal so nah ans Gaspedal gebogen, dass man mit normaler Schuhbreite schon kaum mehr Platz zum Gas geben hatte. In Summe alles eher unangenehm als lässig… aber cool aussehen, das konnte, finde ich zumindest, der Coupe schon :)!



Zum ersten Mal unter die Leute wagte ich mich mit dem Coupe zur Retromotor 2005 nach Tübingen. Schön wars, dort einmal wieder Uli Mang, Renault 5 elf Pokal-Teilnehmer 1975 und ich meine auch 1976, aus dem benachbarten Schönbuch zu treffen. Der hatte natürlich seine Freude am Coupe, erinnerte er ihn doch an seine aktive Pokal-Zeit :).





Er meinte, er hätte noch ein paar Brocken von seinem 5er von damals, die er mir gerne vermachten würde. Klar, nehm ich, komm ich, hol ich, freut mich :)! Letztlich waren es mehrere Stossstangen, ein paar Kleinteile, ein Satz 3teilige BBS-Pokal-Felgen :P, und – er hat mir sein geschüsseltes Lenkrad geschenkt, mit der er seinerzeit im Pokal gefahren ist :)! Das musste umgehend neu bezogen werden und wurde direkt in den Coupe eingebaut, let the good times rock 8)!

An Ostern 2006 wagte ich es tatsächlich: ich verliess den bislang sicherheitshalber nicht überschrittenen Aktionsradius von 15km um die Werkstatt :)! Den hohen Lenkkräften, dem unangenehmen Fahrverhalten, der vibrierenden Karosserie und dem kurzen Getriebe grad zum Trotz nahm ich den Coupe mit zum saison opening, dem Fahrerlehrgang des Alpine Club LeTurbot auf dem Hockenheimring. Nicht, dass ich mit dem Coupe daran teilnahm, wo denkt ihr bloss hin?, aber das Event war seinerzeit immer ein unorganisiertes aber recht gut besuchtes Treffen im Fahrerlager, Saisonauftakt eben.





Und cool, ich bin tatsächlich ohne Zwischenfälle auch wieder heimgekommen, immerhin rund 350km :)! Und völlig unerwartet brauchte der Apparat nur um 9 Liter auf 100 km. Naja, ok… da das Fahrverhalten ja nicht so richtig vertrauenserweckend war und deshalb der rechte Fuss wohl eher nur zurückhaltend zum Einsatz kam ist wahrscheinlich die Erklärung, als dass der Motor tatsächlich sparsam wäre…

Nach diesem ersten roll-out jedenfalls aber war klar, dass an der Hinterachse unbedingt optimiert werden musste. Die erste Aktion zur Verbesserung des Fahrverhaltens war, naja, gefühlt irgendwie schon ziemlich komisch für mich, das Auto höher zulegen. War das rausklopfen der Drehstäbe doch in den 1990ern immer nur deshalb, um die Autos runterzukriegen… Aber gut, sei’s drum, ich hatte den Coupe höhergelegt. Das Ergebnis konnte jedoch nicht überzeugen, zwar waren die Lenkkräfte geringer, das Öltanker-Syndrom hatte sich durch die Höherlegung aber nochmals verstärkt :(. Eigentlich ja auch klar, warum: die Gummilager wurden über mehrere Jahre Tieferlegung ziemlich heftig gedehnt, und durch die Höherlegung hatten sie ihre letzte Querzugsfestigkeit vollends ganz verloren. Zum Glück hatte MecaParts die Lager zwischenzeitlich als Nachfertigung im Programm. Die gibt's übrigens immer noch: https://www.mecaparts.com/product/kit-des-4-silent-blocs-des-bras-arrieres-version-tres-dur-90-shore/ - erstaunlicherweise haben die damals auch schon um die 120 Öcken gekostet - Respekt vor Händlern, die über so lange Zeit so stabile Preise haben!

Also im Lager einen Satz Schwingen gesucht, Lager abgepresst, einmal sandstrahlen und schön, anschliessend neue Lager wieder aufgepresst und an einem Samstag nachmittag die Schwingen getauscht. Ergebnis: viiiiel besser, aus dem Öltanker war ein Lotsenboot geworden :). Bestimmt liess sich der Rest mit der korrekten Einstellung der Spur vollends beheben. Dachte ich mir, und hatte es auch gleich schon vergessen, dass da noch etwas zu machen wäre.

Spielte aber auch keine Rolle, der Coupe verschwand wieder im Schopf, also, im Schuppen, der dicke Turbo war doch eher die erste Wahl, wenn's um irgendwelche Ausfahrten ging. Nur 2006 nicht – da war der Coupe tatsächlich die Wahl für die touristische Ausfahrt am Retromotor-Wochenende :).



Die folgenden Jahre kam der Coupe das eine und andere Mal zwar wieder aus seinem Schopf (=Schuppen) raus, auf die Strasse schaffte er’s aber nicht. Der Grund dafür war ein rotes Auto aus Bayrischer Produktion, das mich und meine zeitliche und finanzielle Aufmerksamkeit voll forderte.



2010 kam die World Series by Renault zum Hockenheimring, und der D’Arc lud zum Parkplatztreffen und zur Parade auf dem Ring ein. Klar, dass meine Mädels und ich dabei waren, und das mit dem dicken Turbo UND dem Coupe :). Zumal der Coupe, wenn er denn tatsächlich ein früheres Pokal-Auto war, den Hockenheimring ja schon kennen müsste. Und im dicken Turbo zu dritt zu fahren ja sowieso illegal war. Und möglicherweise noch immer ist.











Am Fahrverhalten vom Coupe konnte ich nicht eindeutig festmachen, ob er schon einmal auf dem Hockenheimring unterwegs war… aber Spass hat’s in jedem Fall gemacht – den Fahrern und, wie man meinen könnte, dem Auto irgendwie auch :)!

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln