Eine gefühlte Ewigkeit ist seit dem letzten Bericht vergangen… und an sich ist am Laubfrosch nicht wirklich etwas passiert. Obwohl, bei genauerem Nachdenken… also ganz klar, der eine und andere Kilometer ist dazugekommen
. Und dabei gibt’s auch eine Foto-Session, klar. Merke: grünes Auto in der grünen Natur fotografieren geht, sieht aber Plörre aus
. Ist quasi wie Ottos Nationalflagge von Ost-Friesland weisser Adler auf weissem Grund. Heute verstehe ich nicht, warum ich das damals, so mit 12 oder 13, witzig fand
… zum Glück gibt’s unsere frisch sanierte Ortsmitte, die, wie ich finde, richtig schön ist. Grünes Auto, Pflastersteine und Fachwerk, das passt
.
Technisch überarbeite ich das eine und andere noch, beispielsweise baue ich rote Zeiger in die Armaturen eine Tankbelüftung ein. Der Motor läuft damit – natürlich nicht wegen den roten Zeigern
! – freier, dreht leichter hoch, kaum zu glauben, was kein Unterdruck im Tank doch ausmacht. Und das Thema Bremse gehe ich nochmals an, mit der bin ich einfach nicht zufrieden. Beim aufs Bremspedal treten ist zwar Verzögerung vorhanden, aber nicht, wie es eben typisch beim Bremsen ist, kein einknicken der Vorderachse, keine spontane Reaktion, irgendwie flau
.
Was mich dabei noch mehr beunruhigt, ist das plötzliche metallische ‚knacken‘ beim anbremsen auf die 90° rechts auf der Hausrennstrecke… fliegt mir da gleich etwas um die Ohren
? Ich hab doch alles festgeschraubt, oder? Aber damit nicht genug – nach diesem metallischen Knacken, akustisch verorte ich es irgendwo vorne links, ist Spontanität, Pedaldruck, Einnicken Vorderwagen und Bremsleistung perfekt
! Dumm nur, dass genau dieses Verhalten nach 3, 4 weiteren Bremsungen wieder komplett weg ist, und es sich wieder angefühlt hat, als wenn die Hinterachse beim bremsen eintaucht… an so richtiges umdieEckenräubern brauch ich damit ganz gewiss nicht denken! Aber - was kann das sein
? Bremssättel vorne sind neu, die hinteren mit neuen Kolben und Dichtungen eben erst überholt. Den Hauptbremszylinder habe ich auch erst kürzlich neu eingebaut. Also, vor bald 20 Jahren halt, eben erst kürzlich
… und irgendwie kann ich mir das Verhalten auch nicht erklären – es handelt sich doch um Hydraulik, was soll da knacken? Das ist doch Flüssigkeit, die Kolben bewegt?!
Zwischen Fuss und Hydrauliksystem gibt’s noch den Bremskraftverstärker, hat der womöglich einen weg? Irgendwie nicht vorstellbar, ich hatte noch nie irgendein Problem mit einem Bremskraftverstärker… die funktionieren doch immer, oder? Und weil ich, seitdem ich Autos schlachte, die Dinger immer für absolut unauffällig erachte hab ich es auch nie für nötig gehalten, einen Bremskraftverstärker auszubauen und ins Lager zu legen. Bremskraftverstärker auf Lager, völlig daneben, wer macht den sowas
?
Also erstmal Hauptbremszylinder runter, um an den Bremskraftverstärker hinzukommen. Das Maß des Stössels am Bremskraftverstärkter stimmt, 9mm, wie im Handbuch beschrieben - daran kann’s nicht liegen. Das Maß vom Bremskraftverstärker zum Bremspedal kann ich im eingebauten Zustand nicht messen… mein Latein ist am Ende
. Bremsleistung blöd, knacken, dann Bremsleistung top, dann wieder nicht… mit diesen Gedanken durchwühle ich das Lager, ob sich vielleicht doch… also, es könnte ja vielleicht doch sein, dass ich... und tatsächlich – da liegt ein Bremskraftverstärker
! Cool, ich hab echt einmal einen Bremskraftverstärker ausgebaut! Dass ich mich daran nicht mehr erinnern kann schieb ich einfach auf die vielen Autos, die ich geschlachtet habe, aber bestimmt nicht auf mein Alter
. Aber so kommt der mir nicht ins Auto, ranzig wie er ist, einmal in hübsch, bitte
! Ups, das, was da unten rausbröselt, war mal der Luftfilter... alter Schaumstoff eben, der nach 40 Jahren wieder zu Erdöl degeneriert. Also einmal auch mit neuem Luftfilter, bitte! Bloss – woher nehmen, wenn ich so eine Schaumstoff-Scheibe nirgends neu finde
? Ha- ich baue mir aus einem Vliesfilter fürn Staubsauger einfach selbst einen
!
Und dann geht’s ganz schnell, der Bremskraftverstärker ist raus.
Sieht gut aus, der überarbeitete ist der gleiche, wie der, den ich ausgebaut habe, passt
!
Und wieder rein. Was macht die Bremse jetzt? Viiiel besser, yeah
!!! Spontan, Vorderwagen nickt ein, Bremsleistung gut, Pedaldruck gut
. Das irgendwie immer deutlicher zu hörende klackern hinten links stört ungemein, und schafft kein Vertrauen
. Tatsächlich sind’s die Bremsbeläge, die Spiel im Träger haben. Mit dran beteiligt ist die Bremsscheibe, die offenbar einen etwas zu grossen Schlag hat. Also ok, die müssen noch neu rein. Hinten rechts ist das erste Rad, das bei der Vollbremsung blockiert, auch das ist noch nicht ok. Aber sonst - ok
! Es war der Bremskraftverstärker, unglaublich!
Apropos Vertrauen: Jetzt steht erst mal Fahrwerk vermessen und einstellen auf dem Plan
. Wäre schön, wenn das unberechenbare Öltanker-Verhalten weg wäre. Mit den Toyo-Reifen ist es zwar schon viel besser, aber noch immer kommt das Heck in langen Kurven, die noch nicht einmal so schnell gefahren werden, irgendwie so heimtückisch nach… erst will es nicht mit um die Kurve, und dann will es kurvenaussen überholen
. So fühlt sich’s zumindest an. Und Linkskurven sind unangenehmer als Rechtskurven. Vertrauen jedenfalls ist anders.
Godsey will nicht so recht ran, weil er das Schlimmste erwartet. Ich, wenn ich ehrlich bin, auch… ich weiss ja, dass der Coupe vorne einmal einen Datscher hatte, und ich habe die Hinterachse schon einmal neu gelagert. Da kann alles möglich sein… kneifen hilft aber nicht, der erste Urlaubstag ist Fahrwerkstag. Und in stoischer Routine stellt Gosey den Coupe auf die Radlastwaagen.
Der Coupe bringt doch rund 900 Kilo auf die Waage, aber die Radlasten sind so unterschiedlich nicht. Ok, was macht die Hinterachse? Gesamtspur 5‘, Godsey sieht nur den Wert, der nicht stimmt. Ich dagegen sehe die Methode, mit der ich die Hinterachse seinerzeit eingestellt habe: mit der ganz simplen Spange, ganz einfach Lichtmaß Felgenhorn auf Nabenhöhe hinten:vorne gemessen und auf 0 gestellt. Und jetzt mit trackace mit Laser und Schnick und Schnack kommt genau das Ergebnis raus, das ist doch WOW
! Wenn wir daran rumstellen, dann nur am linken Rad, das rechte scheint recht gut unter der Karosserie zu stehen. Vorne fällt der unterschiedliche Sturz auf, links 3,4°, rechts nur 1,5°
. Und der Nachlauf ist links:rechts unterschiedlich, links steht das Rad zu weit hinten im Radhaus. Godsey grummelt, er vermutet nix gutes… die Spur ist wie an der Hinterachse annähernd auf 0, was ich ob meiner simplen Einstellmethode wiederum für richtig gut halte
.
Also erste Arbeit – den Sturz Vorderachse links-rechts angleichen. Einzige Möglichkeit, klar, mit den Unterlegplatten unterm unteren Querlenker den Sturz einstellen. Glücklicherweise ist links 4mm Unterlegmaterial eingebaut, also alles raus, und alles nach rechts. Da die ganze Achse ja eben erst, also vor 20 Jahren
…, zerlegt war, lässt sich alles gut öffnen, und die Arbeit ist innerhalb von 10 Minuten erledigt. Was machen wir mit der Nachspur? Tatsächlich hat der linke Längsträger einen Knick, was erklärt, warum das Rad zu weit hinten steht. Aufs Fahren wirkt sich der Unterschied nicht wirklich aus, wie mir Godsey Glauben macht. Optisch stört’s mich nicht, und weil es ein Pokal-Auto ist, wir lassen es wie es ist.
Auto von der Bühne, wieder messen: Sturz links 2,2°, rechts 2°, prima, können wir lassen
! Gesamtspur, ohne dass wir etwas eingestellt haben, nur durch die Sturzänderung 12‘, wie es sein soll, ja prima
!
Die Hinterachse ist ähnlich schnell gemacht, Befestigungsschrauben des Gegenlagers der linken Schwinge lösen, mit einem Spanngurt zur Abschleppöse zurren und wieder festschrauben. Ergebnis: 15‘, genau wie im Handbuch vorgeschrieben, läuft
!
An sich sind wir fertig, beim letztmaligen runterlassen auf die Radlastwaagen hat Godsey weniger ein Problem mit den unterschiedlichen Radlasten als dass er meint, dass der Coupe nicht waagrecht steht. So schnell kann ich gar nicht gucken, ist der Coupe wieder oben auf der Bühne und Godsey verstellt den rechten vorderen Drehstab. Dauert zwar zwei, drei Mal, aber dann passt ihm das Ergebnis, sowohl gemessen als auch optisch – der Coupe steht waagrecht
.
Die Heimfahrt am Abend bringt bestätigt die erreichten und gemessenen Ergebnise
. Die benötigte Einlenkkraft am Lenkrad ist nach wie vor hoch, aber die Rückstellkräfte sind deutlich geringer, das Resultat der jetzt korrekten Gesamtspur der Vorderachse. Das Popo-Meter meldet ‚bin weniger angespannt
!‘, die Hinterachse geht linksrum wie rechtsrum leichter und gehorsamer ums Eck, alles in allem stellt sich langsam etwas wie Vertrauen ein. Der Coupe ist irgendwie gefügig, fast ein bisschen devot, geworden, nicht wirklich souverän und unbeirrbar, aber längst nicht mehr so nervös und impulsiv wie am Morgen noch
. Dass er in schnellen Kurven bei Lupfen des Gaspedals leicht auf der Hinterhand wird, was dieses unberechenbare Gefühl gibt und genau deshalb unangenehm auffällt ist konstruktionsbedingt. Ich bin sehr zufrieden! Sehr sogar
!
Nur die klackernde Bremse hinten, aber mit neuen Bremsscheiben wird auch das weg sein.