Benommen klettert der Mann den Abhang hinauf. Er erreicht die Strasse und läuft in die Richtung, aus der er gekommen ist. Alles ist ruhig. Nichts ist auch nur im geringsten auffällig. Es ist Samstag, kurz vor Mittag. Der Mann dreht sich nochmals um und blickt zurück. Eine Kurve, nichts Besonderes. Eine der Art Kurve, die man gerne auch etwas schneller durchfährt. Solch eine, die er als Beifahrer schon 1000mal erlebt hat. Die Bedingungen heute sind optimal: die Sonne scheint, die Strasse ist trocken, der Asphalt ist griffig, kein Verkehr. Hatte er als Beifahrer etwas falsch gemacht? Wie immer hatte er seinem Partner am Steuer erklärt, welche Route er am besten nehmen sollte. So, wie er es die vielen Male zuvor auch schon gemacht hatte. Sie wollten sich mit Arbeitskollegen treffen. Das Auto kam gerade erst vom Kundendienst samt Reifenservice – alles bestens, hatte man ihnen gesagt. Sie waren eben erst losgefahren. Das Auto funktionierte gut, dennoch sind sie kaum einen Kilometer weit gekommen. Sie hatten es eilig und wollten nicht zu spät kommen. In einer Rechtskurve spürte der Mann, wie das Auto zu rutschen begann, dann ging alles ganz schnell: ein leichter Einschlag in einen Telegrafenmast, ein zweiter und dann ein dritter, in einen Baum, deutlich heftigerer als die beiden ersten. So heftig, dass die linke Fahrzeughälfte des Wagens völlig deformiert wurde..
Ein Auto hält an. So gut es geht erklärt der Mann dem Fahrer, was passiert war und bittet ihn, Hilfe zu holen. Es sollte schnell Hilfe vor Ort sein, dachte der Mann, als er dem davonbrausenden Porsche nachsah. Nicht wissend, dass der Porsche-Fahrer 10 Kilometer weit fahren musste, um Hilfe zu organisieren. Indes ist jede Hilfe für seinen Partner zu spät. Er war sofort tot, der dritte Einschlag liess ihm keine Chance zu überleben.
Die Arbeitskollegen der Verunglückten sind fassungslos. Zwar hatte jeder von ihnen insgeheim schon einmal an daran gedacht, dass etwas schief gehen könnte, niemand aber an einen Unfall mit tödlichem Ausgang. Heute ist es geschehen, zum ersten Mal in der Geschichte ihres Sports ist ein von einem Hersteller engagierter Fahrer tödlich verunglückt.
Der junge Fahrer, der diesen Tag nicht überlebte, wurde von seinen Landsleuten und Fans als möglicher Nachfolger des grossen Sandro Munari gehandelt – und das obwohl er ausser der Costa Smeralda und der Quattro Regioni keine nennenswerte Rallye gewonnen hatte. Insbesondere auf Asphalt war er mit der Schnellste. Auf Korsika, der Insel, auf der er sein Leben verlor, lag Erfolg und Misserfolg für ihn stets sehr eng beieinander. Im Lancia-Team, für das er arbeitete, war er vor allem in seiner letzten Saison einem starken Erfolgsdruck ausgesetzt. Aufstrebende Fahrer wie Massimo Biasion und Henri Toivonen wurden Team-intern bereits als die neue Fahrergeneration bezeichnet.
Attilio Bettega
*19. Februar 1953
+2. Mai 1985
(http://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_02_05_15_8_40_40.jpeg)
Es ist die vierte Sonderprüfung der 29. Tour de Corse, die Attilio Bettega und seinem Co-Piloten Maurizio Perissinot zum Verhängnis wird. Start ist in Zerubia, im Landesinneren des südlichen Drittels von Korsika. Attilio entschied sich für die weicheren Reifen. Die ersten drei Prüfungen absolvierte er mit der härteren Reifenmischung, er befürchtete, auf dem rauhen Asphalt würden die weichen Gummis zu schnell abbauen und er würde mit Reifenschaden liegenbleiben. Da die Konkurrenz jedoch dieses Risiko einging lag das Team Bettega/Perissinot mit der dritten Prüfung bereits über 50 Sekunden hinter dem führenden Jean Ragnotti zurück.
Die weichen Reifen haben den Ruf, erst nach rund 5 Kilometer die ideale Betriebstemperatur und demnach die volle Haftung zu erreichen. Bettega verunglückte nach einem Kilometer, es drängt sich die Frage auf, ob er womöglich zu früh zu viel riskierte.
Der Tod überschattet die gesamte Veranstaltung: Das Lancia-Team um die Piloten Markku Alén und Massimo Biasion gibt auf, die 5. Sonderprüfung wird ausgesetzt. Peugeot-Mann Bruno Saby muss sich zum weiterfahren zwingen. Jean Todt, Teamchef von Peugeot, kommentiert die Situation: „So schlimm es auch ist, einen Grand Prix würde man ja auch nicht abbrechen. Unser Sport ist nun einmal mit grossen Risiken verbunden“. Ari Vatanen ist bestürzt: „Wir denken im Unterbewusstsein immer an einen Unfall, aber nicht an einen so schweren. Ich mochte Attilio sehr gerne und hoffe, er ist im Himmel“.
Jean Ragnotti und Pierre Thimonier mit der Startnummer 3 fahren auf Wertunsprüfung 4 bereits die dritte Bestzeit ein und haben auf den zweitplazierten Ari Vatanen eine halbe Minute Vorsprung. Das Auto ist der neue Renault Maxi5Turbo, der nicht unbedingt die grössten Hoffnungen auf einen Sieg auf Korsika schürt: die drei vorangegangenen Einsätzen zur französischen Rallye-Meisterschaft waren geprägt von technischen Problemen, zeitraubenden Reparaturen und Ausfällen. Auch ist der Zweirad-Antrieb gegen die neuen vierradgetriebenen Autos von Audi und Peugeot unterlegen. Dennoch tritt Renault mit dem Maxi5Turbo auf Korsika mit dem Ziel an, das schnellste Auto auf Asphalt zu haben.
Ari Vatanen, zu dem Zeitpunkt Ragnotti‘s einziger ernst zu nehmender Konkurrent läuft nach Bettegas Ausfall zu Höchstleistung auf: Bestzeit auf WP 6, 7, Ende WP 7 führt er die Rallye an, wie befürchtet ist der Vierradantrieb jenen zweiradgetriebenen Autos überlegen. Ein Reifenschaden auf WP 8 aber kostet Ari Vatanen über 20 Minuten, die Vatanen auch mit Bestzeit auf den folgenden WPs 9, 10 und 11 nicht mehr aufholen kann. Am Ende Tag 1 liegt Ragnotti mit einer Gesamtzeit von 4 Stunden und 12 Minuten in Führung und hat mit über 4 ½ Minuten einen komfortablen Vorsprung auf den zweitplatzierten Bruno Saby.
(http://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_02_05_15_7_26_42.jpeg)3
Ruhe in Frieden, Attilio!
Weiterführende Links zu Attilio
http://www.lanciarally037.com/e-bettegapage.htm
https://it.wikipedia.org/wiki/Attilio_Bettega
https://www.youtube.com/watch?v=DX8C_napXSM
http://archiviofoto.unita.it/index.php?f2=recordid&cod=280&codset=SPR&pagina=82#foto_6
https://continentalcircus.wordpress.com/2011/02/20/o-piloto-do-dia-attilio-bettega-2a-parte/
http://www.f1-forum.fi/vb/showthread.php?t=24850&page=23
Lange schon ist's her, doch es gibt etwas neues :):
Die Gelegenheit unseres diesjährigen Korsika-Urlaubs bietet sich an - ich muss den Zwischenstopp in Propriano nutzen, um für mich das Thema zu vervollständigen: ein Besuch der Unglücksstelle, an der Attilio Bettega vor über 34 Jahren sein Leben verlor. Noch immer habe ich die grosse Korsika-Karte, in der ich die Etappen der Tour de Corse 1985 eingezeichnet habe. Also los, das Dingen sollte nicht länger als 1/2 Stunde entfernt sein.
Ich mache mich auf, fahre ins Hinterland, durch Olmeto Richtung Petreto. Die halbe Stunde ist schon um, schon der Versuch, Entfernungen auf Korsika in Zeit umzurechnen ist Schall und Rauch :-\. Hier biege ich in die Berge ab, Richtung Col de Tega und Col de St. Eustache. Und erinnere mich, die Unglücksstelle muss kurz hinter dem Ortsausgang sein. Die Reifen waren noch nicht warm, und es muss in einer Rechts-Kurve passiert sein... Ich fahre und fahre, Kurve um Kurve, die Pass-Strasse ist recht neu und für korsische Verhältnisse echt richtig gut ausgebaut. Aber - nichts, nirgends ein Denkmal :-\. Wurde es womöglich entfernt, als die Strasse neu gemacht wurde? So etwas tut man doch nicht, oder? Ich komme über die Baumgrenze, bin oben am Col de St. Eustache und - nichts. Ja, sag, das kann doch nicht sein! Also zurück nach Petreto, in der festen Absicht, jemanden zu fragen, wo das Denkmal ist. Ui, eine Polizei-Station, cool, hier kann man mir bestimmt helfen. Die beiden Beamten sind sehr nett, mit Händen, Füssen, ein bisschen Englisch und ein bisschen Französisch verklickere ich ihnen, was ich suche. Und - nichts ???! Die Herren kennen das Denkmal nicht, sind aber sehr bemüht um mein Anliegen und surfen im Internet. Ah - ein Bild, die Bestätigung, dass es das Denkmal gibt. Und keine Ahnung, wo die beiden Herren dann rumgesurft sind, in irgend einer Datenbank über Zeitungsartikel finden sie etwas. Das Denkmal muss jenseits des Col de St. Eustache sein, bestätigt mir der eine Herr. Dann in Aullene am Kreisverkehr die erste Abfahrt, dann kurz ausserhalb, dort muss es sein. Also los, nochmals den Pass hoch und oben drüber.
(https://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_30_08_19_10_34_31.jpeg)
Hui, so hatte ich mir das nicht vorgestellt: ich meine von mir, dass ich recht unerschrocken bin, was das Autofahren anbelangt. Aber auf der anderen Seite des Passes wieder runter bringt mich an meine Grenzen ???. Die Strasse ist eng, links geht es 50m senkrecht nach oben, rechts geht es 50m senkrecht nach unten. Jetzt bloss kein Gegenverkehr! Und ich sehe Aullene, ich muss auf der anderen Seite des Tals grad wieder auf die gleiche Höhe rauf! Uiuiui… mit Geduld und Spucke komme ich nach Aullene, der Kreisverkehr ist winzig klein, die D69 Richtung Sartene ist angeschrieben. Ok, jetzt gilt es, ein paar Kilometer ausserhalb muss es sein. Zwei Kilometer später. Drei Kilometer später. Vier Kilometer später. Nichts! Nach fünf Kilometer drehe ich um, das kann doch nicht sein! Zurück nach Aullene, seit meiner Abfahrt sind rund 2 Stunden vergangen, ich hoffe, dass ich in Aullene jemanden finde, der mich a) mit meinen bescheidenen Französisch-Kenntnissen versteht und b) mit weiterhelfen kann.
Ich gehe auf die Terrasse einer Bar, dort sitzen zwei Korsen, etwas älter als ich. Ziemlich entspannt die beiden, wie eigentlich alle Korsen, und gucken den Touri etwas komisch an, der da dahergeschlappt kommt, ziemlich verschwitzt, etwas desillusioniert, mit seiner gelben Michelin-Karte unter dem Arm. Ich erkläre, dass ich Rallye-Fan bin und irgendwo hier in der Nähe eine Stele für Attilio Bettega sein muss. Kaum habe ich ausgesprochen bestätigen die beiden mein Anliegen: qui, qui, eight Kilometers, this direction, you can't pass it! Wow, cool, ich bin kurz vor dem Ziel! Ich bedanke mich und mache mich wieder auf den Weg.
...was ich nicht ganz zusammenbekomme ist das, was damals in dem Zeitungsbericht stand: wenige Kilometer ausserhalb, die Michelin-Slicks bauen die Haftung erst nach fünf Kilometer auf. Jetzt soll der Unglücksort acht Kilometer ausserhalb sein. Komisch... aber ok, wir werden sehen. Ich fahre und fahre, immer den Kilometerstand im Blick, und komme an eine Kreuzung: links geht's nach Zerubia, rechts geht die D69 weiter Richtung Propriano und Sartene. Ok?! Hier muss es sein, denke ich und biege links nach Zerubia ab. Dumm aber auch, dass mir die beiden Korsen nichts von einer Kreuzung sagten, ich bin etwas irritiert...
Der Weg wird schmäler und dichter, Eichenwald mit herrlichem Duft :). Die Strasse ist flatschneu, gefühlt alle 5 Meter kommt eine Kurve. Und - nichts :(.
(https://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_31_08_19_11_14_31.jpeg)
Zerubia ist ein Bergdorf mit gefühlten 40 Einwohnern. Die Chance, hier a) überhaupt jemanden zu treffen, b) der mich versteht und c) mir auch noch weiterhelfen kann geht gegen 0. Nein, sie liegt im negativen Bereich, absolut!
Denke ich. Von wegen - dort sitzen zwei Korsen auf einer Mauer, etwas älter als ich. Ich halte an und die beiden schauen den Touri etwas skeptisch an, der da mittlerweile ziemlich verschwitzt, mittlerweile ziemlich desillusioniert daherschlappt, mit seiner gelben Michelin-Karte unterm Arm. Ich bin überrascht, was mein Französisch doch alles hergibt, die beiden freuen sich fast darüber, dass sich jemand in ihr Dorf verirrt. Und sind echt hilfsbereit :)! Kein Wort Englisch, aber ich verstehe genau, wo sie mich jetzt hinschicken: Zurück an der Kreuzung, dann a gosch = links, dann weiter. Der eine deutet auf meine Karte, und ohne dass ich sein gesprochenes Wort auch nur annähernd verstehe sagt er zu mir: die brauchst du nicht, du kannst das Denkmal nicht verfehlen! Der Sicherheit halber frage ich welche direction? und distance? Direction Propriu, droa ou gatt Kilometre. Pont verre, ou Kilometre. Pont verre… pardon? Er erklärt mir nochmal: Pont verre. Ich verstehe es wieder nicht, tu aber so als ich es verstanden habe. Ich bedanke mich sehr höflich und fahre zur Kreuzung zurück, wie mir empfohlen. Jetzt muss es doch endlich werden, ich rieche das Denkmal förmlich!
Zurück an der Kreuzung, links auf die D69 Richtung Propriano und Sartene. Eigentlich sollte ich ja wissen, dass ich mich auf mich verlassen kann: der Beitrag heisst ‚kurz hinter Zerubia‘, und das nicht ohne Grund. Wenn ich heute auch nicht mehr nachvollziehen kann, warum ich damals auf Zerubia kam, obwohl mein Reglement offenbar eine Lücke ausweist… dann kann ich doch heute nicht davon ausgehen, dass ich damals falsch recherchiert habe… sei es wie es ist. Es geht bergab, schlängelnd zieht sich die schöne Strasse durch den duftenden Eichenwald. Und plötzlich kommt es mir in den Sinn: ‚Pont‘ ist übersetzt Brücke, ‚verre‘ heisst grün! Eine grüne Brücke, klar, Mann, warum bin ich da denn vorher nicht draufgekommen?, dann noch ungefähr einen Kilometer, ich kann es nicht verfehlen!
Plötzlich… mit mir passiert etwas, in meinem Kopf dreht es sich. Ich weiss, wir sind in 2019. Es ist Spätsommer, an einem Dienstag. Ich schaue auf die Uhr: Nachmittag, kurz vor 17:00 Uhr. Es fühlt sich komisch an...
Ich passiere die Pont verre. Mein Blickfeld verändert sich: Tunnelblick. Die Strasse fliegt vorbei, all die Bäume, wusch, weg. Eine Kurve folgt der anderen. Im indirekten Blickfeld sehe ich meinen Helm. Ich rieche den Velour, mit dem die Innenseite bezogen ist. Mir ist warm. Ich kremple die Ärmel meines Martini Racing-Overalls hoch und zurre den Gurt nochmals fester. Es riecht nach der blühenden Maccia, eine Mischung aus Eichenblüten, Rosmarin und Pinie, so betörend, wie Korsika im Mai eben riecht. Der Morgen weicht dem Mittag, die Strasse ist schon trocken, aber die Feuchtigkeit steht noch in der Luft. Laut ist es hier, Attilio fährt wie entfesselt! Ich gebe ihm die Kurven an, links 5, 4. Gang voll, 50 Meter, rechts 3, überstehender Fels, geht über in links 3, 3. Gang, mittig anfahren, nach aussen tragen lassen. Das Auto fühlt sich nicht richtig satt an, es rutscht kurz nach dem Lenkeinschlag und stabilisiert sich wieder. Attilio, wir sind zu schnell! Links 5, voll, 200m, flüssig in rechts 4, 5. Gang, 100m, rechts 3, 30m geht übIIIIIIGHHHH, RRRRRRRUUUMMMMS, KRACH, BATZ, VROTZ, BAFF!
Attilio? Attilio, come stai???
ATTILIO, TUTTO BENE??!! ATTILIO??!!
Attilio Bettega, + 02. Mai 1985
Es ist ruhig um mich herum. Ein paar Vögel zwischern irgendwo in den Eichen. Touristen verirren sich nur ganz wenige hierher. Ich stehe vor der Stehle, die an den Unfall von Attilio Bettega mit tödlichem Ausgang vor 34 Jahren erinnert.
(https://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_30_08_19_5_57_39.jpeg)
Bestimmt kann ich kann nicht sagen, dass ich mich bedröppelt fühlen würde, es ist eine Mischung aus Freude, das Denkmal gefunden zu haben und einem beklemmenden Gefühl, irgendwie bedröppelt: Hier, an dieser Stelle, genau hier, hat ein Mensch sein Leben verloren. Weil er unter Druck stand, mit den aufstrebenden Piloten mitzuhalten, die das Team insgeheim schon handelte. Weil es von seinem Team erwartet wurde, Erfolg abzuliefern. Weil er siegreich sein wollte. Weil er die Aufheizphase der Reifen unterschätzte. Weil er die Tour de Corse unterschätzte. Weil.
Ich schaue mich um. Nein, die Kurve hier ist nicht besonders kritisch. Zumindest nicht kritischer als all die anderen Kurven hier. Die Strasse ist recht breit, recht eben und wenig ausgefahren. Wie es hier natürlich vor 34 Jahren aussah ist offen. Das Denkmal steht links neben der Strasse, eben zur Fahrbahn. Auslaufzone wäre weitaus übertrieben, doch gibt es Stellen auf Korsika, wo es neben der Strasse senkrecht nach unten geht. Hier nicht, es gibt immerhin rund 5 Meter Platz, bis der Abhang im Wald nach unten stürzt. Dennoch erfordert die Kurve hier wie alle anderen Kurven auf Korsika die volle Aufmerksamkeit des Piloten.
Auf der Tafel vor dem Denkmal steht
SQUADRA D AUDDE
A LA MEMOIRE
DU COUREUR AUTOMOBILE
ATTILIO BETTEGA
DECEDE LE 2 MAI 1985
AU VOLANT DE SA
LANCIA LORS DU 29EME
TOUR DE CORSE
(https://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_30_08_19_10_37_12.jpeg)
was ich sinngemäss mit
Gemeinde von Audde (muss wohl korsisch für Aullene sein)
In Gedenken
an den Auto-Rennfahrer
Attilio Bettega
verstorben am 2. Mai 1985
am Steuer eines Lancia während der 29.
Tour de Corse
übersetze.
Es sind ein paar Beigaben auf dem Denkmal, Grablichter, ein Kreuz. Ein Bild, ein Rallye-Wimpel. Ein kleines Kunststoff-Auto. Jemand hat Blumen niedergelegt, die längst vertrocknet sind. An der als Korsika geformten Stehle hängt ein Bild eines lächelnden Attilio Bettega in seinem Martini Racing-Overall.
Hinter dem Denkmal geht es bergab. Pinienwald mittlerer Dichte, Alter der Bäume geschätzt 50 Jahre. Ok, wir sind auf Korsika, also älter. Felsen zwischen den Bäumen. Kein guter Ort, um ein zu schnelles Fahrzeug abzubremsen, bestimmt nicht. Keine Auslaufmöglichkeit, keine Hecke oder Dickicht, was ein Auto sanft abfangen würde. Ich erkenne, dass es unmöglich war, hier ein zu schnelles von der Strasse abkommendes Rallyeauto unbeschädigt zum stehen zu bekommen. Tja… unbeschädigt ist das eine, tödlich hätte nicht sein müssen.
(https://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_30_08_19_10_33_18.jpeg)
(https://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_30_08_19_10_32_51.jpeg)
Attilio, ruhe in Frieden!
Nein, ich lege nichts nieder. Wenn ich ehrlich bin :-\: das Aufsuchen der Stehle war eher spontan. Dementsprechend habe ich natürlich nichts dabei, noch nicht einmal einen TurboFever-Aufkleber, den ich irgendwo aufkleben könnte. Ich denke nochmals an Attilio und meine, dass auch die Recherche rund um den tragischen Ausgang der 29. Tour de Corse 1985 eine gewisse Niederlegung ist. Zumindest hoffe ich, dass Attilio es genauso sieht ???.
Da das Geheimnis des Ortes für mich nun gelüftet ist und Attilio sicherlich nichts dagegen hat, wenn ihn noch mehrere Rallye-Fans besuchen mache ich noch ein Positions-Foto.
(https://www.renault5turbo.de/forum/gallery/21_30_08_19_10_35_39.jpeg)
Dann mache ich mich auf den Zurückweg. Nein, ich möchte nicht nochmals über den Col de St. Eustache, danach steht mir der Kopf nicht. Also fahre ich weiter, auf der damaligen 5. Etappe. Gegen 18:30 Uhr komme ich an unserem Domizil in Olmeto an. Am Ende bin ich 3 Etappen der Tour de Corse 1985 gefahren, und habe hierfür, ok, mit zweimaligem Zurückfahren, 4 ½ Stunden gebraucht. Ich fühle mich erledigt, und freue mich, endlich ohne mich konzentrieren zu müssen mit einem Glas Rotwein aufs offene Meer hinausschauen zu können.
Was waren die Rallye-Piloten damals doch für Helden, Mannomann!
LeCar5