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The little red one (Turbo1)

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meahb:
Es war der Traumwagen meiner Jugend. Wer wollte Anfang der 80er Jahre nicht so einen heißen Ofen fahren?
Aber als Azubi hatte ich leider keine 45 Scheine. Also blieb nur das "Gucken" wenn man mal, was höchst selten war,
einen zu Gesicht bekam. Es blieben die kleinen gerade noch bezahlbaren Autoträume. Autos mit GT oder GTI Bezeichnungen

Dann wird man älter, heiratet, beginnt mit dem Familienaufbau, baut ein Haus und so weiter...oder wie auch immer!

Eines Tages, im Frühjahr 2003, hab ich in der Mittagspause bei Ebay ein bisschen gestöbert und bin auf ein Modell
vom Renault 5 Turbo gestoßen (Univeral Hobby). Hab gedacht, ... daß erinnert dich an dein altes Tamia Modell
(Wo ist das eigentlich geblieben?).

Habe dann auf das Modell einen Betrag geboten und die Sache vergessen. Ein paar Tage später kam die Mail das ich eine
Versteigerung gewonnen habe. Bezahlt und Modell zugesandt bekommen. Schitt, die Karre sah richtig echt aus!
Soweit ich mich erinnern konnte. Hatte ja mindestens 10 Jahre keinen Turbo mehr in Wirklichkeit gesehen und
der R5 (Serie 2, GTR) meiner Frau war auch schon 8 Jahre verkauft.

Neugierig geworden und vom Modell beflügelt fing ich an zu stöbern und mich zu informieren.

Bald stand der Entschluß fest. So einen möchte ich mal haben. Ehefrau von der "unbedingten Notwendigkeit" einer solchen
Anschaffung zu überzeugen war nicht ganz einfach, aber klappte schließlich.

Nun fing die Suche an!

Im August 2003 sah ich auf einer italienischen Website einen, der mir gefiel. Ein Turbo 1 rot! Blind habe ich eine mail versandt
mit der Frage, ob der zu verkaufen sei?..

Demnächst mehr!

meahb:
Nach drei Wochen, ich hatte die Anfrage schon abgehakt, erhielt ich eine Mail in schlechtem Englisch.
Ja! Das Auto auf den Bildern sei zu verkaufen. Bei Interesse bitte eine Mail an....

Gelesen, getan! Antwort kam mit Preisvorstellung und Daten! So ging es zig mal hin und her.
Das lustige an der Angelegenheit war: Der Verkäufer war Italiener und konnte kein Englisch oder Deutsch.
Ich kann kein Italienisch. So lief der Schriftverkehr auf seiner Seite über die Freundin. Das machte alles aber nicht unsympatischer.
Mitte Oktober waren wir uns dann handelseinig. Frage! Wie bekommen wir den Wagen, wenn er denn in natura auch
unseren Vorstellungen entsprach nach Norddeutschland?
Letztlich blieb nur die folgende Möglichkeit übrig: Nach Rom fliegen - Mietwagen nach Pescara nehmen - R5 besichtigen und bei
gefallen bezahlen - auf eigener Achse nach Norddeutschland fahren.

Tatsächlich sind wir dann (ein Spezialist für alte Autos und ich) am 03.11.2003 nach Rom geflogen. Mit einem Gürtel
voller Bargeld und einem Kurzzeitkennzeichen für 5 Tage. In Rom war herrliches Wetter und der Leihwagen war ein
brandneuer kleiner Lancia. Schon die Fahrt nach Pescara war ein Vergnügen. Dort wartete der Eigentümer
mit seiner Freundin an der letzten Mautstelle schon gespannt darauf uns abzuholen und das Schmuckstück
zu zeigen. Durch ein typisch italienisches Straßengewirr ging es dann in Kolonne zu dem Eigentümer nach Hause.
Dort stand dann endlich "The little red one".

Sogleich haben wir meine Sporttasche voller Datenblätter und Reparaturanleitungen (Danke Jens Schindler)
ausgepackt und sind um das Auto herumgekrochen. Haben Nummern verglichen - Teile geprüft und was man so sehen
kann angeschaut. Der Eigentümer schüttelte nur den Kopf und später gemeint: "So hat noch nie jemand ein Auto geprüft!"
Nach über einer Stunde fand dann die Probefahrt statt .

Gefahren ist der Eigentümer und der Spezialist saß auf dem Beifahrersitz. Die Freundin und ich im Leihwagen fuhren hinterher.
Wir fuhren zu einer Werkstatt um den Wagen von unten genauestens zu untersuchen.
Fazit! Der Wagen wurde genutzt aber die Substanz war in Ordnung. Soviel konnten wir feststellen!

Fortsetzung folgt..

meahb:
Nach Abschluß der Werkstattuntersuchung lud uns der Verkäufer in ein herrliches Restaurant ein. Die Fahrt dorthin,
ich weiderrum mit der Freundin hinter dem R5,  war für mich entscheidend. Im Kreisverkehr fuhr der R5 plötzlich driftend
durch die Kurve um dann auf der nächsten Geraden mal kurz Gas zu geben und davonzufahren, daß ich dachte wir stehen.
In diesem Moment wußte ich, daß wir den Wagen kaufen werden. Wir nahmen also ein fürstliches Mahl ein und fuhren
anschließend zum Geschäft des Verkäufers um die Formalien zu erledigen (Immer noch war ich nicht selber gefahren oder
auch nur mitgefahren!)

Die Papiere getauscht, Certificato di Proprieta erhalten, Geld übergeben und schon war es mein Wagen. Nun zum Flughafen,
den Leihwagen abgegeben, den Roten mit Gepäck beladen und alle zusätzlichen Teile reingequetscht, verabschiedet und los.
Es war ca 18.00 Uhr geworden und fing an Dunkel zu werden. (Jetzt endlich fuhr ich das erste mal! Aha!)
Auf die Autobahn und kurz vor Modena ein Hotel gefunden.

Extrabreit:
Hallo meahb,mit größtem Vergnügen habe ich bisher deine Geschichte verfolgt und kann jede Situation genau nachvollziehen.Mit Spannung warte ich schon auf den (oder die )nächsten Teil(e).Macht richtig Spass zu lesen.Bestimmt hat der eine oder andere von uns auch so eine ähnliche Story wie er an seinen Turbo gelangt ist.(Übrigens -der Ladeluftkühler ist gut angekommen;)-Bis dann-Extrabreit

meahb:
Es war ein gutes Hotel mit bewachtem Parkplatz. (So ganz hab ich dem Verkäufer dann doch nicht vertraut ;)).
Auf jeden Fall stand der Wagen am folgenden Morgen noch da. Sonnenschein! Italien ca. 15 Grad, geiler roter Flitzer vor der Tür!
Was will man mehr. Ach ja, wir mußten heute nach Hause (Ein wichtiger Termin stand am nächsten Tag an!)  Ca. 1400 km!
Da bleibt doch noch "Zeit" für einen Zwischenstopp in Maranello!

Also auf zur Fabrik der Ferraris. Das erste was wir sahen war die Teststrecke mit dem Haus des "Commendatore".
Einige werkneue Ferrari fuhren uns entgegen oder folgten uns. ...Und was machten die Fahrer? Die reckten die Hälse nach
unserer kleinen roten Bombe. Auf die Teststrecke haben Sie uns dann aber nicht draufgelassen!
Schade, bis wir den Grund gesehen haben. Der nagelneue Enzo wurde heute getestet. Wir uns an einen Zaun gestellt
und die Sache angeguckt.

Kurz zum Enzo. Normal summt der nur vor sich hin. Wenn die Drosselklappen aber voll geöffnet werden fliegen einem
die Ohren weg. Was für ein "Sound - Lärm"

Nun aber los, durch die Alpen. Serpentinen rauf und runter und das alles mit diesen 22 Jahre alten Pellen.
Na ja, man kann ja nicht nur vorsichtig fahren. Kleine Spurts gehören dazu und machten auch gehörigen Spaß.

Gegen 18.00 Uhr hatten wir uns durch die Alpen geschlängelt und Deutschland, genauer Kempten, war erreicht.
Kleine Pause zum Tanken. Rasthof! Brrr! In Deutschland Temperaturen um den Gefrierpunkt. Schnell ins warme Restaurant!
Das ist aber völlig überfüllt. Dann fahren wir lieber erst mal weiter! Es ist inzwischen Dunkel.
Ich gehe ums Auto und fasse beiläufig gegen die Heckscheibe. Was ist das denn für ein Schmierfilm? Leichte Unruhe! Öl!
Klappe auf und gucken. Taschenlampe. Da ist mindestens ein Liter Öl ausgelaufen. Wir blicken uns um.
In 500 Meter Entfernung ist ein freies Autohaus in dem noch Licht ist zu sehen.
Schnell einen Liter Öl aufgekippt - Motor an - Öldruck ist da - und los!
Angeklopft und Situation erläutert. Also manchmal muß man Glück im Unglück haben!
"Klar helfe ich Ihnen! Nur kurz den Chef fragen. Antwort "macht man".

Wagen auf die Bühne und Bodenplatte abgeschraubt. Eine durchgescheuerte Zuleitung zum Ölkühler gefunden. 
Was tun? Druckschlauch ist so nicht da (Klar!). Ein kleines Messingrohr zurechtgebogen und eingesetzt.
Mit Schlauchschellen festgeschraubt. Öl aufgefüllt und Probelauf. Peng! Alles wieder auseinandergeflogen bei 2 Bar.
Noch mal das ganze mit doppelten Schellen und mit ner Knarre angezogen. Öl drauf. Probelauf. 2 bar, 3 bar, 4 bar und mehr.
Hält. Danke, Danke Danke und nur noch 800 - 900 km. Na, ja es ist ja auch erst 20.30 Uhr.

Auf der Autobahn nur noch Blick auf den Öldrckmesser. Kurz nach Mitternacht - nur noch 400 km. Saumüde aber etwas
beruhigt. Kurz nach 2 Uhr Hannover.  Noch eine Stunde. Halb 4 rollen wir zu Hause auf den Hof.
Meine Frau steckt müde den Kopf aus der Tür und ist glücklich, daß ich gesund und heile wieder da bin!

PS: Um 7 Uhr bin ich dann geduscht und völlig übermüdet zu dem Termin gefahren.

Fortsetzung folgt.

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