Autor Thema: LL6P spanisch grün  (Gelesen 8216 mal)

Offline lecar5

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LL6P spanisch grün
« am: November 08, 2022, 23:06:11 Nachmittag »
Hi Folks,

nachdem die vergangenen Tage, Wochen, Monate und Jahre mein dicker Turbo viel Platz in der Werkstatt belegt hat, noch vielviel mehr Platz in meinem Kopf einnahm und darüber hinaus auch noch mein Sparbuch leergeräumt hat (die Story kennt hier ihr ja ;):   https://www.renault5turbo.de/forum/index.php?topic=4550.0) war den Sommer über etwas Zeit zum durchschnaufen – die Werkstatt war öfters mal leer, im Kopf schwirrten erfrischenderweise mal wieder andere Gedanken als dicker Turbo und das Konto erholte sich zusehens :).

Erfreulicherweise läuft der Turbo, sehr gut sogar, funktioniert echt zuverlässig und macht einen mords Spass :). Ok, Motor und Getriebe müssen nochmals raus, weil verschiedene Simmerringe nicht dicht sind, aber das soll dem Spass keinen Abbruch tun. Feuerprobe war letztlich die diesjährige StarMaxx, bei der ich wieder als Vorausfahrzeug dabei war - sonntags volles Risiko mit dem dicken Turbo! Auf einer Auto-Veranstaltung als Vorauswagen aufgrund technischem Defekt auszufallen stellt die ganze Veranstaltung hin, was echt richtig dermassensupersaublöd wäre, aber – nichts :)! Das Dingen funktioniert einfach, egal ob Stadtverkehr oder Landstrasse, Warmstart bei 34°C oder nach 2 Wochen ohne Benutzung, es funktioniert einfach und der erste öffentliche Auftritt geht erfolgreich über die Bühne – inklusive ‚Personen- und Fahrzeugkontrolle. Ihre Papiere, bitte!‘ zweier Polizisten im Zivilfahrzeug, die mir erst die Vorfahrt nahmen und mir dann zu dichtes Auffahren anhängen wollten >:(. Ts!



Aber lange währt das Durchschnaufen nicht, Ende des Sommers steht der lange angekündigte und von mir so lange als möglich rausgezörgerte Umzug des Auto-Lagers an... Etwas widerwillig zwar, aber es hilft ja nichts - der Schopf soll einem Pferde-Offenstall weichen. Ersatz gibt’s in Form eines Fahrsilos auf der anderen Seite des Hofs - zum Glück gibt’s überhaupt Ersatz :)! Ich will mir gar nicht vorstellen, was eine Kündigung bedeutet und es heisst, mit dem ganzen Auto-Krempel auf einmal auf der Strasse zu stehen! Also: glücklich sein und alle Autos umziehen. Und nochmals hab ich Riesen-Glück gehabt: ich kann mich tatsächlich noch daran erinnern, dass ich derjenige bin, der die ganzen Kisten damals im Schopf abgestellt hat, sonst müsste ich jetzt an dieser Stelle von sensationellen und über Jahrzehnte unberührten Scheunenfunden berichten :D!

Anspruchsvoll ist das Herunterheben des LeCars von der Bühne. Hoch kam er seinerzeit, auwei, das ist wohl über 15 Jahre her :-\…, mit dem Gabelstapler. Runter kommt er mit zwei Fronladern und seelischem, moralischen und tatkräftigem Beistand von godsey. Und nochmals ist mir das Glück hold: der LeCar stürzt nicht ab, die Bergung ist erfolgreich :).



Aber warum erzähl ich das? Naja, bei der Aktion kam halt auch mein grüner Alpine Turbo Coupe wieder ans Tageslicht, der vor dem letzten Einsatz kürzlich an sich ganz gut lief. Naja… der kürzliche letzte Einsatz war die TurboFever 2016, die ist halt schon 6 Jahre her :o. Ich glaube, im Alter verliert Zeit einfach seine Bedeutung… wie auch immer, beim letzten Einsatz gabs Probleme, erst Fehlzündungen bei höherer Drehzahl und Last, dann auch bei mittleren und ohne. Godseys Erste Hilfe-Massnahmen während der TurboFever schafften keine Abhilfe, nach der TurboFever hab ich mich nicht darum gekümmert sondern das Auto einfach weggestellt.
Und so stand der Coupe jetzt 6 Jahre ohne eine einzige Motorumdrehung im Schopf und ist völlig zugestaubt, echt unglaublich! Kurz mal nicht aufgepasst und aus einem Fahrzeug wird ein Stehzeug, mannmannmann :(! Aber jetzt, da wieder Platz in der Werkstatt und Kapazität im Kopf frei ist, wasch ich den Coupe ab und zerre ihn in die Werkstatt. Genau, zerre :( - die sch… Bremssättel vorne machen wie immer nicht auf. Das sind diese 54mm-Alusättel, die in ein einen Gussträger gepresst sind, sich dabei verformen und als Ergebnis den Bremskolben verspannen. Völlig abgeschafft und mindestens genauso blass wie der matte Lack steh ich neben dem Coupe in der Werkstatt und hechle nach Luft. LL6P spanisch grün heisst der Farbton und ist eine VW-Rezeptur. In den 1970ern gab es Käfer und sogar den eleganten Karmann Ghia in der Farbe, igitt :-[! Am Renault 5 finde ich passt der Farbton recht gut, erinnert er doch an die grellen Farben, mit denen der Renault 5 Anfang der 1970er vorgestellt wurde. Wobei ich den Coupe natürlich lieber original hätte, am allerliebsten mit den ganzen Aufklebern aus dem Pokal und am besten sogar noch mit ein paar Kampfspuren!

Aber vielleicht eher mal der Reihe nach: Ab 1982 wird der Renault 5 elf Pokal mit dem Renault 5 Alpine Turbo Coupe ausgetragen. Die Veränderungen zum Renault 5 Alpine Coupe sind an sich schnell aufgezählt: Turbolader. Angeblich 120 PS. Ich denke, es sind eher 108, wie beim normalen Alpine Turbo, warum sollten es mehr sein, wenn alles gleich ist wie beim Alpine Turbo? Mein Auto wurde im Januar 1982 erstmals für den Verkehr zugelassen, die originale Farbe war rot, der letzte Halter im ersten Brief ist Helmut Reber aus Grossaspach. Im Ersatzbrief gibt es 3 Einträge, ich bin zum ersten Mal mit meinem Coupe irgendwann in den 1990ern in Kontakt gekommen. Damals war ich aktiv bei den Renault Freunden Steinlachtal dabei, und 3 Brüder aus dem Balinger Raum gesellten sich dazu.



Einer davon, Rudi, hatte den Coupe, den die Jungs in bester Sitte der 90er getunt hatten: Heckklappe gecleant, Devil-Auspuff, die ganze Fuhre in auffälligem grün lackiert. Also alles grün lackiert, wirklich ALLES :o! Vom Käfig über die Zeiger im Cockpit und den Luftauslassdüsen vor dem Armaturenbrett, den Aluspeichen des Lenkrads und den Vitaloni Californias, den 2teiligen Gotti-Rädern bis hin zu den Luftgittern über den Rückleuchten – einfach alles! Hätte es grüne Reifen gegeben hätten sie auch noch grüne Reifen aufgezogen, bestimmt! Und dazu, natürlich, wie es eben typisch war für die 90er, glatt gespachtelte Stossfänger (dass wir uns verstehen, natürlich in Wagenfarbe lackiert, also grün, klar, ne? 8)), schwarz folierte hintere Seitenscheiben und Heckscheibe, ‚Designer Sport‘-Schalensofasessel mit roten Schroth-Gurten, und die Karre so sacktief, dass die hinteren Reifen schon komplett in den Radhäusern verschwanden. Quasi alles nach dem Motto ‚nicht auffallen ist wie nicht dasein‘. Und eigentlich wars nur ein Blender ???, die schwarzen Scheiben waren nicht umsonst drin, innen war das Auto schon echt ziemlich völlig verwohnt, die Heckklappe liess sich nur mit einem Besenstil öffnen weil die Brüder einen Öffnungsmechanismus für völlig überbewertet hielten und die Fronthaube wollten die Jungs nie aufmachen weils drunter aussah wie bei den Flodders unterm Sofa...

)

Aber was soll’s, auf den Treffen, auf denen die Jungs mit dem Coupe dabei waren, haben sie regelmässig Pokale in der Kategorie schönster 5er bis 1984 abgeräumt, schwarzen Scheiben und geschlossener Fronthaube sei Dank. Und wenn ich ehrlich bin – ich fand den grünen Coupe auch geil :P! Weil ich innen und Motorraum eh nie angeguckt hab. Und sowieso, eben weil.











Über die Vergangenheit ihres Autos wussten die 3 nicht allzu viel. Sie haben das Auto von einer Frau gekauft, die es schwarz lackiert hat, von der Qualität wohl eher so mit der Spraydose, und überall irgendwelche Spinnweben und sonstige gruseligen Bildchen hingebrusht hat. Gelbe Stossstangen und Felgen seien verbaut gewesen, der älteste der Brüder hat den Coupe in einem hellen Blau lackiert, was der Qualität der vorigen Spraydosenlackierung wohl recht nahe kam und Ohlins-Aufkleber auf dem Auto verteilt. Um den Coupe dann, ums einmal richtig zu machen, wie schon beschrieben, im Stil der 90er zu tunen. Spanisch Grün heisst die Farbe, Farbcode LL6P, wie schon erwähnt.

Und wie die Zeit halt so vergeht, verliert man sich aus den Augen. Ich hatte damals davon gehört, dass die Brüder den Coupe auch motorseitig tunten wollten und eine Nockenwelle vom Renault 5 Alpine Sauger einbauten. Irgendetwas ging dabei schief, der Motor sprang nach dem Einbau nicht mehr an. Der älteste der Brüder, der mit Ahnung und Macher des Projekts, war KFZ-Mechaniker und hatte eine Stelle bei Audi in Ingolstadt angetreten, wohnte fortan nicht mehr zu Hause und so kümmerte sich niemand mehr um den Coupe, der da mit nicht laufendem Motor in einem Garagenpark abgestellt wurde. So stand das Auto schon mehrere Monate, und die Brüder wollten es verkaufen. Als ich mich nach Coupe und dem Verkaufspreis erkundigte war schnell klar, dass das für mich nicht ist - ich meine, sie wollten um die 7.000 Mark dafür haben, was für mich überhaupt nicht in Frage kam. Es gingen nochmals mehrere Monate ins Land, irgendwann im Herbst 1998 habe ich sie nochmals angerufen und mich nochmals nach dem Coupe erkundigt. Sie hatten das Auto noch immer, es lief immer noch nicht und sie wollten es noch immer verkaufen. Ein Kumpel von ihnen wollte es als Winterauto herrichten und hatte 500 Mark geboten, was den Jungs natürlich viel zu wenig war. Auf die Aufforderung, einen realistischen Preis zu nennen, nannte Rudi, mit etwas Pause 1.500 Mark.
Man muss sich vorstellen: Mitte/Ende der 90er Jahre war das Internet noch lange nicht so weit wie heute. Gebrauchte Autos kaufte man absteigend der eigenen Finanzkraft über Anzeigen in der Auto Motor und Sport, der lokalen Tageszeitung oder über Flohmarkt und Sperrmüll, zwei Zeitungen, die 2mal die Woche erschienen und es nichts darin gab als Kleinanzeigen. Das inserieren kostete nix, und es gab alles darin, absolut alles, vom gut erhaltenen gebrauchten Klopapier über die Mitfahrgelegenheit von Unterdigisheim nach Buxtehude, one night stands für m/w/d in jeglicher Richtung und Coleur bis hin zu Autos nach Herstellern. Klar, jeweils als ‚suche‘ und ‚biete‘. Für mich das Beste darin waren immer die Rubriken ‚Autos bis 150 DM mit TÜV‘ und ‚Autos bis 150 DM ohne TÜV‘ :). Der Wert der Autos definierte sich damals über die Anzahl Monate TÜV, die Faustformel war 1 Monat TÜV = 50 Mark Verkaufswert. Fahrzeugmarke und -typ, Hubraum oder gar Extras oder womöglich noch die Anzahl der Vorbesitzer – alles völlig latte :D! Ich hatte seinerzeit den einen und anderen, teils noch richtig guten 5er mit sogar noch einem Jahr TÜV für 50 Mark gekauft, nur um an die Ersatzteile, die darin verbaut waren, zu kommen… Vor diesem Hintergrund waren 1.500 Mark trotz Coupe schon echt viel Geld, schliesslich lief der Motor nicht, alles war grün lackiert, die Reifen waren platt und die sch… 54mm Bremssättel fest. Dennoch – der Deal stand.

Warum ich den Coupe kaufte, weiss ich heute nicht mehr, schätzungsweise weil ich ihn einfach haben oder ihn vor weiterem Übel bewahren wollte. Oder weil ich einfach Bock auf ihn hatte… die Absicht, dass ich mit ihm zu fahren hatte ich ganz sicher nicht, ich erinnere mich, dass ich ihn in der damals neu angemieteten Werkstatt auf Böcke gestellt habe damit sich die Reifen nicht eckig stehen…
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Offline lecar5

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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #1 am: November 08, 2022, 23:19:14 Nachmittag »
Und so hing der Coupe weitere Jahre auf den Böcken oder wurde von einem Eck ins andere geschoben, weil er ständig im Weg rumstand. Was gar nicht so einfach war, weil die verdammten Bremssättel an der Vorderachse einfach nicht aufmachen wollten :(




Naja… 2002 dann, die 30 Jahre Renault 5-Feier in Speyer, mit Sonderausstellung und Festabend. Lange und mit viel Herzblut geplant, arrangiert, organisiert, zusammengetrommelt. Autos sollten dort sein, so viele als möglich. Der Coupe könnte einer davon sein, mit etwas Aufwand sollte das möglich sein. Fahren musste er ja nicht, nur dastehen. Also sauber machen, und die eine und andere Blessur nach dem Minimal-Prinzip ansehlich machen. Was funktioniert hatte: die Licht- und Medien-Kollegen hatten ein paar Scheinwerfer daneben gestellt und der grüne Coupe stand in der Festhalle neben Wolfgang Schütz‘ weissem ‘84er Europapokal-5er.



Hier gibt’s ein bisschen über die Feier zu lesen: https://www.renault5turbo.de/forum/index.php?topic=3856.msg44730#msg44730 – ich glaub’s ja gar nicht, die eigens dafür ins Leben gerufene Seite gibt’s immer noch :o: http://www.30jahre-renault5.de/

Mich mit dem Coupe zu beschäftigen hat mich wohl wieder gebitzelt, ich sollte mit dem Coupe mehr zu machen, als ihn nur irgendwo in der Ecke zu lagern. Wahrscheinlich hat’s auch damit zu tun, dass ich 2002 übers Boxenstop Tübingen in die Oldtimer-Veranstaltungs-Szene ‚gerutscht‘ bin, ich wurde als Flaggenmann für das ‚Schwäbische Hill-Event‘ der Retromotor nominiert und auch als Vorausfahrzeug für die Boxenstop 500 gebucht. Für mich waren die Veranstalter damals alles ‚alte Mannen‘ – heute lach ich drüber, aus eigener Erfahrung weiss ich: die waren im besten Alter :)! Was bei den Herren echt richtig schön war und noch immer ist, die waren immer respekt- und gleichzeitig humorvoll miteinander, immer aufrichtig, immerimmer Sportsmänner und immer irgendwie umtriebig und kreativ. Und da hats mich wohl gerissen, ich meinte, ein Auto haben zu müssen, mit dem ich bei solchen Männern mit solch einem Umgang solche eine Veranstaltung auch mal mitfahren zu können. Und das war’s dann: der Coupe sollte genau dieser Verwendung zugeführt werden :)!

2003 ging’s los, das Auto hatte lange genug gestanden! Für ein veranstaltungstaugliches Auto aber braucht‘s auf jeden Fall neue Reifen. Nicht nur, dass die montierten Yokohamas ständig platt und die Flanken deshalb ziemlich rissig waren, sie waren auch ziemlich glatt. Nicht vertrauenserweckend eben. Und zuverlässig musste das Auto sein, auf Ausfall bei einer Veranstaltung hatte ich ganz bestimmt keine Lust. Etwas mehr chic stand auf der Wunschliste. Und auf jeden Fall weniger grün. Die Sache nahm seinen Lauf…
Ein Rückbau auf Original wäre natürlich genau das gewesen, was angebracht gewesen wäre. Das passte halt gar nicht damit zusammen, dass die Überholung einigermassen schnell gehen sollte. Schliesslich war es die Zeit, in der Haus und Garten viel Aufmerksamkeit erforderten und nur überschaubar viel Zeit und Geld fürs Autohobby übrig liessen. Und eigentlich war die Restauration des Cabrios in vollem Gange… also stand fest, am Coupe nur Reparaturen zu machen. Und auch nur die Reparaturen, die nötig waren, es musste auf jeden Fall ein weiteres Restauration-Objekt verhindert werden. Ihr ahnt es, die Dinge kommen IMMER anders ::)

Das einzige, was wirklich wie geplant ablief war die Aufbereitung der Felgen. Zerlegt, auf der Drehbank abgedreht und anschliessend ganz hemdsärmlig mit der Polierscheibe auf der Bohrmaschine poliert. Dauerte zwar etwas, aber das Ergebnis war prima :).





Blöd nur, dass zum Räder aufbereiten die Räder vom Auto runter mussten und einen Blick auf Bremsanlage und Fahrwerk zuliessen :(. Vom Sicherheitsaspekt her war dieser Blick absolut gut und noch absoluter genau richtig. Was ich damals natürlich nicht so sehen konnte... schliesslich sollte der Coupe doch wieder auf die Strasse, und nicht noch mehr Geld und Zeit verschlingen. Alle Kugelköpfe waren fritte, die oberen Querlenker hatten merkliches Spiel, insgesamt hatte die extreme Tieferlegung den Gummibuchsen gar nicht gut getan. Letztlich kam die Vorderachse komplett raus und wurde generalüberholt. Die Hinterachse war nicht wirklich besser, jedoch gab es seinerzeit keine Ersatzteile für die Gummilager, und so mussten die hinteren Schwingen bleiben wie sie waren. Die Bremssättel wurden so gut als möglich überholt, und neue Dichtsätze wurden verbaut. Aber es war schnell klar, dass die Überholung nicht wirklich was bringen wird – die Bohrungen der vorderen Sättel waren nicht rund sondern oval. Wie ich mich darum gekümmert habe wurde mir klar, dass A310-Fahrer genau dieses Thema zur Genüge kennen: die Alu-Sättel verformen sich in den Gussträgern, ob aufgrund unterschiedlicher Wärmeausdehnungskoeffizienten oder warum auch sonst ist völlig egal, jedenfalls führt dies dazu, dass sich der Kolben verklemmt, beim Bremsen durch den Pedaldruck zwar ausfährt aber beim Bremse loslassen durch die eh‘ fast nicht vorhandene Rückführkraft der Manchette dieser nicht mehr öffnet. Quasi ein einkonstruiertes Problem :(... die Bearbeitung von Kolben und Gehäuse mit Schleifleinen linderte das Phänomen, aber eliminierte es nicht. Aber es funktionierte, die Bremse schloss und öffnete so lala wieder, und der Coupe zeigte ein Verhalten, das man als ‚Roll-Fähigkeit‘ bezeichnen hätte können.

Die grundlegende Voraussetzung für ein motorgetriebenes Fahrzeug, motorgetriebenes Fahrzeug genannt zu werden, ist, dass das Fahrzeug motorgetrieben ist. Der Coupe war zu dem Zeitpunkt kein motorgetriebenes Fahrzeug – der Motor lief seit der missglückten Sauger-Nockenwellenmontage ja nicht mehr. Das aber ignorierte ich, vielmehr störte mich der stark verlebte Motorraum. Motor, Getriebe und alle Peripherie kamen raus, und vor mir stand eine ziemlich verlebte Karosserie. Rost hatte sie zwar überschaubar wenig, dafür aber einen Frontschaden mit komisch stehenden Frontscheinwerfern und einigen Wellen in den Innenkotflügel. Weiterhin gab es viel Dreck, Öl und Schmodder und einer ‚Sicht-Lackierung‘ mit einem komischen mattschwarzen weichen Thermolack, der beim schleifen nicht pulverte sondern runzelte, ein unmögliches Zeugs. Den Frontschaden hab ich so gut als möglich mit low budget-Mitteln mit Spanngurt, Hammer und Stöckchen wieder hingezogen und gedengelt, und den Motorraum anschliessend in Aussenfarbe, LL6P spanisch grün, was sonst 8)?, lackiert. Beim Wiedereinbau des Motors habe ich alle augenscheinlich kaputten Teile gegen gute gebrauchte ausgetauscht, dabei wurde auch deutlich, warum der Motor nicht mehr lief - nicht die Nockenwelle war die Ursache, sondern ein absolut desolater Vergaser, an dem die verbauten Membranen rissig oder schlicht nicht mehr existent waren und das Gehäuse der Volllastanreicherung abgebrochen war. Und? Der Motor lief nach dem Einbau des überholten Vergasers direkt an :), nur passte die Abstimmung mit der Bedüsung nach Handbuch nicht so recht. Die individuelle Abstimmung geht immer leichter mit einem Kfz-Ingenieur, der ein Lambdameter hat – und dafür brauchte es nur noch eine Lambdasonde im Auspuff. Nach mehreren Testläufen in allen Drehzahl- und Lastbereichen und gefühlten 25mal Vergaser auf- und zuschrauben und Düsen wechseln war auch die richtige Bedüsung gefunden.

Der Innenraum, das Reich der Flodders, sollte auch hübsch werden. Also Sitze und Gurte raus, die Überraschung kam beim Ausbau des Käfigs: Der Bogen an den B-Säulen liess sich beim lösen der Schrauben kaum halten und schnappte mit dem letzten Gewindegang der letzten Schraube um satte 11cm zusammen :o! Die einzige Erklärung ist, dass der Coupe wahrscheinlich schon in jungen Jahren links einen massiven Seitenschaden hatte, die Karosserie wurde qualitativ recht gut wieder gerade gebogen und gerichtet, nur der Käfig nicht. Das wollte ich so natürlich nicht lassen, der örtliche Schlosser brachte den Rohrbogen zum glühen und bog den linken Holm wieder so in Position, dass sich der Käfig spannungsfrei verbauen lässt. Bei der Gelegenheit gabs Streben zwischen A- und B-Säule und zwischen den B-Säulen-Holmen. Nicht Pokal-like, aber irgendwie passend. Die Verglasung, im hinteren Bereich war’s ja eher eine ‚Verfolierung‘, tauschte ich komplett gegen grün getönte Scheiben, die meiner Ansicht nach besser zum grünen Lack passten. Dachhimmel war keiner vorhanden, die 3 Brüder hatten anstelle des Dachhimmels Teppichboden mit Schaumrücken ans Dach geklebt :-\. Was man ihnen wirklich lassen musste, und was man auch heute noch neidlos anerkennten muss… kreativ waren sie ;)! Mein Lager gab natürlich keinen Dachhimmel her, also, obwohl ich meine, mein Lager war seinerzeit schon gut sortiert, aber einen Dachhimmel im Lager zu haben… wäre schon echt etwas vermessen - wer denkt beim Auto schlachten in den 1990er Jahren schon daran, dass ein Dachhimmel einmal rar werden könnte und baut ihn aus? Sei’s drum – kein Dachhimmel haben hiess Dachhimmel bauen. In einem Joint Venture mit der Scuderia Unterberghausen wurde in einem enthaupteten 5er-Dach nacheinander eine strengstens auf 2 Exemplare limitierte Dachhimmel-Edition laminiert. Eins davon Version RS (=reine Serie), eins davon Version Coupe, mit mittig im Dach vorgesehener Aufnahme für die Innenraumbeleuchtung. Schliesslich sollte der Coupe ja später mal bei Oldtimer-Veranstaltungen und Nachtrallyes teilnehmen. Aus Sinsheim konnte ich, wie passend :), 2 gut erhaltene Pokal-Sitze kaufen. Jetzt fehlte es nur noch am in Aussenfarbe lackierten Innenraum, bei der Gelegenheit bereitete ich gleich noch eine vordere Stossstange vor.



Die, die dran war war ja glatt gespachtelt und überall platzte der Spachtel weg, und sowieso hatte sich das anlaminierte Schwert längst schon verabschiedet. Prestolith richtet halt doch nicht alles, auch nicht die Glasfaser-Verison. By the way, wo wir gerade beim glatt spachteln sind – die beiden jüngeren der Brüder betreiben heute ein Stukateur-Geschäft: https://www.stein2-stuckateur.de/. Ich meine schon, dass der Coupe hierbei irgendeine Rolle spielte ;)...

Elektrik – ein weiteres leidiges Thema… auch da gingen einige Stunden drauf, bis die Strömlinge wieder dort ankamen, wo sie hinsollten. Egal ob Karosserie, Mechanik, Elektrik oder Innenraum – am Coupe gab es nur 3 Möglichkeiten: kaputt, verbogen oder verpfuscht :(. Zu guter Letzt liess ich beim örtlichen Werbetexter für teuer Geld neue Dekore anfertigen – Anfang der 2000er Jahre gab es die Repros noch nicht wie heute günstig im Internet zu kaufen.
Das Ergebnis in Summe sah so aus, wie ich mir den Coupe vorgestellt habe :).










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Offline Montedifalko

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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #2 am: November 09, 2022, 13:18:36 Nachmittag »
Hubsy..... wie immer köstlich!
Beim Lesen ist wieder klar geworden, dass wir aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen.....sprachlich!
Ich hatte bei einem Wort große Probleme.... watt is`n Schopf?
Meine hoch studierten Damen (Deutsch und Bildungswissenschaften) haben nur die Schultern hochgezogen!!
Nach kurzer Recherche ergab sich im Netz folgendes:
Schopf gleich:
allgemein Deutsch..... Haarbüschel, Vorderkopf
schweizerisch.... kleines Gebäude für Gerätschaften
mittelhochdeutsch.... Scheune ohne Vorderwand.... Schopf....Schober.... Schuppen!!!
Deutsches Sprache, schweres Sprache!!

Wir waren 2016 beim letzten Einsatz des A5T Coup dabei.
Schon damals fand ich die Felgen unpassend! Zu dem Fahrzeug gehören ganz einfach die originalen Stahlfelgen,
das wäre für mich die absolute Krönung für ein sehr geiles Fuhrwerkle!

Gruß aus HH
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manno.......

Offline lecar5

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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #3 am: November 09, 2022, 20:44:18 Nachmittag »
Hi Gerd,

vielen Dank für die Blumen :)! Irgendwie ist es mir schon lange ein Bedürfnis, die Geschichte bzw. zumindest (m)einen Teil der Geschichte um meinen Coupe niederzuschreiben... und da sich das mit Jens' Forum ganz schön machen lässt, so mit Fotos und Links dazwischen, bietet sich das natürlich in dieser Umgebung an.

Zu den Kulturkreisen... wie du aus dem Zusammenhang wahrscheinlich schon rauslesen konntest meine ich mit Schopf nicht den Haarbüschel ;). Du hast richtig recherchiert - Schopf = Schuppen, ich habe mir zugegeben keine Gedanken darüber gemacht, ob Schopf nicht verstanden werden könnte. Die Nähe zur Schweiz ist hier im Schwabenland in jedem Fall mehr gegeben als der Bezug zum mittelhochdeutsch - alles, was irgendwie Hochdeutsch ist können wir Schwaben ja nicht :)!

Und zu den Felgen... Mitte der 90er wollte doch niemand Stahlräder! Stahlfelgen war nur was für arme Leute, für die, die sich nichts aus einem Auto gemacht haben! Stahlfelgen hat man maximal im Winter gefahren, aber da auch nur dann, als wirklich Schnee lag. Alufelgen gehörten auf ein sportliches Auto wie der rechte Aussenspiegel. Und jetzt kommst du, und findest die Alus unpassend... - da krieg ich ja fast das Gefühl, wir sind in der gleichen Altersgruppe 8)!
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Offline lecar5

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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #4 am: November 09, 2022, 21:01:09 Nachmittag »
Aber es geht ja weiter ;):

Blöd nur, dass sich die Fuhre bei weitem nicht so fuhr ???. An die vibrierende Karosserie wegen der harten Motorlager hätte man sich ja vielleicht noch gewöhnen können, an den in Kombination mit dem kurzen Getriebe und den kleinen Rädern und dank der Sauger-Nockenwelle schnell hochdrehenden Motor sicherlich auch noch. Aber definitiv nicht gewöhnungsbedürftig sondern eher gefährlich war das Fahrverhalten – beim einlenken brauchte es kurz, bis der Vorderwagen dem geäusserten Wunsch des Fahrers nachkam. Der Hinterwagen reagierte auch, aber erst später, und dann eher wie ein Öltanker, völlig hinterrücks - die Bayern würden 'hinterfotzig' sagen - mach ich aber nicht, weil das ist schmutzig  :-[... obwohl es die Sache echt sooo viel besser als hinterrück beschreibt... - und nicht der Vorderachse folgend sondern zum Kurvenäusseren drängend - so stellte ich mir eher das Fahrverhalten der BMW-R-Motorräder aus Ende der 1970ern, der ‚Gummikuh‘ vor, aber nicht das eines kleinen Autos, das in einer eigenen Rennserie eingesetzt wurde. Gepaart mit den starren Hosenträgergurten und den viel zu kurzen Sitzschienen, es kam einfach kein Fahrgefühl auf, sondern eher ein Kauern aufm Donnerbalken kurz vor dem finalen Abgang von dem man nicht weiss ob er hart oder zäh oder wässrig ist. Lange Rede, kurzer Sinn, das Auto fuhr sich wie Arsch auf Eimer :(. Ach ja, und dann war da ja noch die Pedalerie, die wohl tatsächlich für den Betrieb im Pokal präpariert war, das Kupplungspedal weit nach links und das Bremspedal so nah ans Gaspedal gebogen, dass man mit normaler Schuhbreite schon kaum mehr Platz zum Gas geben hatte. In Summe alles eher unangenehm als lässig… aber cool aussehen, das konnte, finde ich zumindest, der Coupe schon :)!



Zum ersten Mal unter die Leute wagte ich mich mit dem Coupe zur Retromotor 2005 nach Tübingen. Schön wars, dort einmal wieder Uli Mang, Renault 5 elf Pokal-Teilnehmer 1975 und ich meine auch 1976, aus dem benachbarten Schönbuch zu treffen. Der hatte natürlich seine Freude am Coupe, erinnerte er ihn doch an seine aktive Pokal-Zeit :).





Er meinte, er hätte noch ein paar Brocken von seinem 5er von damals, die er mir gerne vermachten würde. Klar, nehm ich, komm ich, hol ich, freut mich :)! Letztlich waren es mehrere Stossstangen, ein paar Kleinteile, ein Satz 3teilige BBS-Pokal-Felgen :P, und – er hat mir sein geschüsseltes Lenkrad geschenkt, mit der er seinerzeit im Pokal gefahren ist :)! Das musste umgehend neu bezogen werden und wurde direkt in den Coupe eingebaut, let the good times rock 8)!

An Ostern 2006 wagte ich es tatsächlich: ich verliess den bislang sicherheitshalber nicht überschrittenen Aktionsradius von 15km um die Werkstatt :)! Den hohen Lenkkräften, dem unangenehmen Fahrverhalten, der vibrierenden Karosserie und dem kurzen Getriebe grad zum Trotz nahm ich den Coupe mit zum saison opening, dem Fahrerlehrgang des Alpine Club LeTurbot auf dem Hockenheimring. Nicht, dass ich mit dem Coupe daran teilnahm, wo denkt ihr bloss hin?, aber das Event war seinerzeit immer ein unorganisiertes aber recht gut besuchtes Treffen im Fahrerlager, Saisonauftakt eben.





Und cool, ich bin tatsächlich ohne Zwischenfälle auch wieder heimgekommen, immerhin rund 350km :)! Und völlig unerwartet brauchte der Apparat nur um 9 Liter auf 100 km. Naja, ok… da das Fahrverhalten ja nicht so richtig vertrauenserweckend war und deshalb der rechte Fuss wohl eher nur zurückhaltend zum Einsatz kam ist wahrscheinlich die Erklärung, als dass der Motor tatsächlich sparsam wäre…

Nach diesem ersten roll-out jedenfalls aber war klar, dass an der Hinterachse unbedingt optimiert werden musste. Die erste Aktion zur Verbesserung des Fahrverhaltens war, naja, gefühlt irgendwie schon ziemlich komisch für mich, das Auto höher zulegen. War das rausklopfen der Drehstäbe doch in den 1990ern immer nur deshalb, um die Autos runterzukriegen… Aber gut, sei’s drum, ich hatte den Coupe höhergelegt. Das Ergebnis konnte jedoch nicht überzeugen, zwar waren die Lenkkräfte geringer, das Öltanker-Syndrom hatte sich durch die Höherlegung aber nochmals verstärkt :(. Eigentlich ja auch klar, warum: die Gummilager wurden über mehrere Jahre Tieferlegung ziemlich heftig gedehnt, und durch die Höherlegung hatten sie ihre letzte Querzugsfestigkeit vollends ganz verloren. Zum Glück hatte MecaParts die Lager zwischenzeitlich als Nachfertigung im Programm. Die gibt's übrigens immer noch: https://www.mecaparts.com/product/kit-des-4-silent-blocs-des-bras-arrieres-version-tres-dur-90-shore/ - erstaunlicherweise haben die damals auch schon um die 120 Öcken gekostet - Respekt vor Händlern, die über so lange Zeit so stabile Preise haben!

Also im Lager einen Satz Schwingen gesucht, Lager abgepresst, einmal sandstrahlen und schön, anschliessend neue Lager wieder aufgepresst und an einem Samstag nachmittag die Schwingen getauscht. Ergebnis: viiiiel besser, aus dem Öltanker war ein Lotsenboot geworden :). Bestimmt liess sich der Rest mit der korrekten Einstellung der Spur vollends beheben. Dachte ich mir, und hatte es auch gleich schon vergessen, dass da noch etwas zu machen wäre.

Spielte aber auch keine Rolle, der Coupe verschwand wieder im Schopf, also, im Schuppen, der dicke Turbo war doch eher die erste Wahl, wenn's um irgendwelche Ausfahrten ging. Nur 2006 nicht – da war der Coupe tatsächlich die Wahl für die touristische Ausfahrt am Retromotor-Wochenende :).



Die folgenden Jahre kam der Coupe das eine und andere Mal zwar wieder aus seinem Schopf (=Schuppen) raus, auf die Strasse schaffte er’s aber nicht. Der Grund dafür war ein rotes Auto aus Bayrischer Produktion, das mich und meine zeitliche und finanzielle Aufmerksamkeit voll forderte.



2010 kam die World Series by Renault zum Hockenheimring, und der D’Arc lud zum Parkplatztreffen und zur Parade auf dem Ring ein. Klar, dass meine Mädels und ich dabei waren, und das mit dem dicken Turbo UND dem Coupe :). Zumal der Coupe, wenn er denn tatsächlich ein früheres Pokal-Auto war, den Hockenheimring ja schon kennen müsste. Und im dicken Turbo zu dritt zu fahren ja sowieso illegal war. Und möglicherweise noch immer ist.











Am Fahrverhalten vom Coupe konnte ich nicht eindeutig festmachen, ob er schon einmal auf dem Hockenheimring unterwegs war… aber Spass hat’s in jedem Fall gemacht – den Fahrern und, wie man meinen könnte, dem Auto irgendwie auch :)!
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Offline lecar5

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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #5 am: November 09, 2022, 21:27:13 Nachmittag »
Danach gings für den Coupe aber gleich wieder in den Schopf Schuppen, dieses Mal mit einer längeren Standzeit. Im Sommer 2016, als das Helferfest für die 2016er StarMaxx in Form eines Auto-Kartings in der früheren Kaserne in Engstingen stattfinden sollte, dachte ich mir, dass es doch witzig wäre, mit dem Coupe dabei zu sein :). Mit einer überschaubaren Wiederinbetriebnahme war das Auto startklar.



Zwar gab‘s unter Volllast bei höheren Drehzahlen unregelmässig Fehlzündungen, aber die sollten dem Auftritt nicht im Wege stehen.

Ein heiden Spass, kann ich euch sagen :D! Auf dem engen Kurs spielte der Coupe seine Wendigkeit so richtig aus, und sorgte dabei im und ums Auto mit dem gehobenen Hinterbeinchen auch noch für lachende Gesichter :)!







Ob’s tatsächlich schnell war spielte überhaupt keine Rolle, die Spektakulär-Wertung entschied der Coupe klar für sich :D! Auch die Horde Studenten von der Uni Stuttgart, die zufällig mit ihrem E-Formelrenner dabei waren und uns old-school-Verbrenner-Fahrer auf die Runde satte 10 Sekunden abnahmen fanden es viel witziger, mit dem Coupe mitzufahren, als mit ihrem Strom-Rennauto um den Kurs zu flitzen ;).



Und da der Coupe eh‘ schon das rote Kennzeichen dran hatte, und sich längst auch schon überdeutlich abgezeichnet hatte, dass die 10. TurboFever ohne meinen dicken Turbo stattfinden würde, keimte die Idee, dass zumindest der Coupe daran teilnehmen könnte. Max, dessen Restauration seines Alpine Turbos seinerzeit etwas ins Stocken gekommen war, und er deshalb ohne Auto da stand, war gleich dabei.







Und es kam, wie es kommen musste – die Fehlzündungen häuften sich. Aber das hatten wir ja schon. Naja, da ich ja mehr Karosserie- als Techniktyp bin haben mich ehrlicherweise die Risse im Lack der Fahrertür gestört als die Fehlzündungen - der Coupe zeigte innerliche und äusserliche Alterungserscheinungen :(.




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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #6 am: November 10, 2022, 09:04:07 Vormittag »
Mann, Mann Hubsy... das Du noch Zeit für Deinen Job findest bei der ganzen Freizeitarbeit! 
Sieht toll aus und fesselt beim Lesen. Klasse! :) :)
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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #7 am: November 14, 2022, 22:11:05 Nachmittag »
Jetzt, im September 2022, ist die Zeit, den Coupe mal wieder im Kundendienst zu haben. Die Fehlzündungen verorte ich nicht zwingend in der elektrischen Anlage, sondern vermute eher Dreck im Tank als Ursache, welcher kurzzeitig die Spritleitungen verstopft. Und dunkel erinnere ich mich – ich hatte doch schon einmal einen Tank vorbereitet, der muss doch noch irgendwo rumfliegen ???… und irgendwo lagert doch auch noch ein neuer Tankgeber…  wie der Umzug des Lagers so fortschreitet findet sich, oh Wunder :D!, tatsächlich ein einigermassen gut ausgebeulter und schwarz lackierter Tank, daneben sogar noch ein Zusatztank und das dazu passende Tankeinfüllrohr. Die letzteren werden definitiv nicht im Auto verbaut, aber der Tank, der kommt rein. Vorher innen noch mit Fertan behandeln, klar, soll ja nicht gleich wieder Dreck angesaugt werden.

Warum bloss habe ich das Auto mit fast vollem Tank abgestellt, denke ich mir, als beim Tank entleeren Eimer um Eimer mit altem Sprit volllaufen :(… dieser moderne Sprit verliert doch seine Zündfähigkeit, der kommt bestimmt nicht mehr rein. Und - wo bitte kann ich jetzt 30 Liter alten Sprit entsorgen :-\? Die Schadstoff-Sammelstellen nehmen maximal 10 Liter… also fahr ich halt 3mal hin, der Öko-Gedanke ist irgendwie halt noch nicht bis zum Abfallwirtschaftsamt durchgedrungen ;).





Wie der Tank ausgebaut ist und ich so unterm Auto liege denke ich mir, dass ich erst was an der Karosserie machen muss, bevor ein anderer Tank wieder reinkommt. Erst mal die Querstrebe ausbeulen, wie die aussieht hat sie wohl schon üble Wagenheber-Aktionen erlitten. Dann alles sauber machen, mit Fertan behandeln und Steinschlagschutz drauf.



Die Reparatur soll ja schliesslich eine Weile halten. Aber eigentlich ist es eher der Anspruch an die eigene Arbeit, der mir hier irgendwie im Weg steht… der Coupe steht doch so oder so nur rum, da kommt doch nie wieder Wasser hin! Und ob da jetzt ein bisschen Rost am Unterboden ist oder nicht – who cares? Ich, definitiv :-\. Mein Denken, lieber gründlich als schnellschnell und dann dafür mehrmals bestätigt mich - ich war damals einfach zu faul oder zu ungeduldig, die Experimente mit PermaFilm auf blankem Blech (http://www.permafilm.de/) sind definitiv nicht zu empfehlen :(. Dass das Zeugs auf hoher See in Balastwassertanks funktionieren soll kann ich mir nicht vorstellen, wenn ich sehe, wie die Masse am Unterboden vom Coupe zwar noch immer zäh und elastisch ist, aber flächig unterwandert wurde und der Rost darunter blüht :(… und ich weiss, dass der Coupe die letzten Jahre keinen Regen mehr gesehen hat! Schlagartig wird mir klar, warum Hodt das Permafilm damals auch in schwarz auf den Markt gebracht hat: durch das transparente Permafilm, das ich verwendet habe, sieht man den braunen Rost darunter durch! Und durch schwarzes ntürlich nicht – die Jungs wussten das >:(! Wo sind die Juristen unter uns, denen gehört doch das Handwerk gelegt, das ist arglistige Täuschung >:( ! Klares Urteil: nein, das Zeug verwende ich nicht mehr und empfehle es definitiv nicht weiter. Und wenn doch, dann aber auch nur mit beiden Augen ganz zugedrückt und keinem, der mir irgendwie nahestehen könnte, und dann maximal auf gesundem, mit funktionierendem Lackaufbau geschütztem Blech, aber auch dann nur äusserst ungern! Was ich dabei nicht so richtig zusammenkriege: vom FluidFilm vom gleichen Hersteller bin ich klarer Fan (http://fluidfilm.de/), wie das Öl kriecht ist echt klasse! Und es ist sehr einfach zu verarbeiten.

Aber zurück zum Thema, wo waren wir? Ach ja, Unterboden vorbereiten ;):







Und um ganz sicher zu gehen, dass kein Dreck in den Spritleitungen ist blase ich die Spritleitung vom Vergaser her mit Druckluft durch, nicht, dass sich da irgendwelche Rostpartikel oder sonstiger Dreck in den Leitungen abgesetzt haben. Pffffff, pffffff! Bläst eindeutig bis zum hinteren Ende der Spritleitung, die ist frei. Pffff, PFFFFFFFF!!!!! Ui, das hört sich anders an ???! Nochmal: PFFFFFFFFF! Bläst eindeutig nicht bis zum hinteren Ende der Spritleitung, sondern bläst schon viel früher ab, ungefähr auf Höhe der Benzinpumpe. Fxxx – Benzinpumpe platt :(. Nein, ich wollte nicht das ganze Auto zerlegen, ich wollte nur einen guten Tank einbauen! Grummelgrummel :(… also Lichtmaschine weg und die Benzinpumpe ausgebaut. Öh, was ist das??? Das Gehäuse der Benzinpumpe, also der untere Deckel der Pumpe, hat ein Loch :o! Nicht ein Loch, das irgendwie herausgebrochen zu sein scheint, sondern ein richtig rundes Loch mit 2mm Durchmesser, das aussieht, als würde es da reingehören, völlig komisch! Dass wir uns richtig verstehen, kein Loch, das der Funktion der Membrane zuträglich wäre, sondern ein Loch in der Kammer, die mit Sprit geflutet ist ???!
Hat dieses Loch womöglich damit zu tun, dass der Coupe beim Starten immer lange orgeln musste, wenn er mal längere Zeit gestanden ist? Nach längerer Standzeit war immer der Vergaser leer, kann es denn sein, dass der Sprit durch das Loch verdunstet oder gar abgeflossen ist? Und vor allem, warum ist da überhaupt ein Loch drin ???? Fakt jedenfalls ist, dass eine Pumpe ohne Loch rein muss, zum Glück ist das Lager ja doch recht gut sortiert. Hey, was ist das für ein Gefühl, das kenne ich ja gar nicht :)! Ich kann etwas reparieren, ohne zuvor Geld ausgeben zu müssen! Das kenn ich ja vom dicken Turbo gar nicht! Ich geh ins Lager, gugg, was an brauchbarem Material da ist und kann weiterschrauben?! Das ist ja mal klasse :)!

Es geht voran, Tank und Spritpumpe mit aller Peripherie sind drin.



Bevor der Coupe von den Böcken kommt schau ich mir noch die Schaltung an. Die verdient die Bezeichnung Schaltung gar nicht, Rührung trifft die Sache viel besser ???. Dass beim Fahren mit DER Präzision überhaupt Gänge gefunden werden kann ich mir nur durch Okkultismus erklären: der unbeugsame Wille, den 3. Gang zu finden steuert instinktiv und unbewusst alle Muskeln im rechten Unterarm und der 3. Gang wird gefunden, mechanisch lassen sich erfolgreich absolvierte Gangwechsel bei der Schaltung definitiv nicht erklären 8). Auweia denke ich, wenn mein Reli-Lehrer damals in der Realschule davon gewusst hätte... der hat uns so Blödsinn erzählt von wegen und wenn man AC/DC-Platten rückwärts anhört dann kommen da irgendwelche Nachrichten vom Hitler und vom Satan höchstpersönlich, quasi live aus der Hölle :o. Ich erinnere mich daran, wie der damals den Songtext von Highway to hell auseinandergenommen hat und in jede Zeile irgendeine Message aus der Hölle reininterpretiert hat... zum Glück gibts heute das Internet und die Jugend ist aufgeklärt - Highway to hell handelt von einer Kneipe irgendwo im outback an einer befahrenen Strasse, und die Strom-Junkies singen davon, dass einige ihrer Kumpels auf dem Weg dorthin ihr Leben gelassen haben, weil das Überqueren der Strasse so gefährlich war. Ich könnte dem Reli-Lehrer heute noch an die Gurgel gehen >:(! Ich meine, der mit seiner Unwissenheit - wie kann man nur so eine Sch... verzapfen >:(? Heute heissen solche Leute Lauterbach und sind Wirrologe.

Ich drifte schon wieder ab... wo waren wir? Ahja, bei der etwas unpräzisen Schaltung: wie ich jedenfalls den Schaltarm direkt am Getriebe betätige bin ich erleichtert – das Getriebe scheint es nicht zu sein :). Aber die Gummi-Metall-Verbinder, die unterm Getriebe als Schwingungsdämpfer in der Schaltstange eingebaut sind sind fritte. Naja, so etwas gibt’s in wiederverwendbarem Zustand im Lager halt dann doch nicht ???… aber was soll’s – der Coupe schüttelt und vibriert doch sowieso, dann kann ich mich auch für die hardliner-Variante entscheiden: starr verschrauben :)! Also nicht ganz starr-starr, also mit 'nem Alu-Kotz sondern nur starr mit 'nem Teflon-Block dazwischen.
Die Buchsen am Schalthebel selbst haben auch ordentlich Spiel, so viel, dass sich der Schalthebel merklich drehen lässt, ohne dass die Schaltstange einen Befehl ins Getriebe überträgt. Da fliegen doch irgendwo noch die Messingbuchsen rum, die ich vor Jahren hab mal drehen lassen ???… wie war das mit dem Gefühl doch gleich :)? Mit etwas Anpassung passen die Buchsen und schlagartig ist die Schaltung weit weg von Rührung, nur ein hörbares ‚Klack‘ beim Gangwechsel fehlt noch, um akustisch das einrasten des Gangs zu bestätigen. Well done :)!

Nächste Kleinigkeit, wenn’s grad schon so gut läuft: die Sitzposition. Ich würde gerne meine Beine besser verstaut bekommen, und dafür müssen die Sitzschienen verlängert werden. Eigentlich ganz einfach, einfach die Sitzschienen mit Flachstahl verlängern. Denke ich und werde beim ersten Anpassen eines anderen belehrt :-\. Ganz so einfach ist’s doch nicht, damit alles funktioniert muss ich die Klappkonsolen (ja, die Coupe-Sitze werden tatsächlich mit Klappkonsolen ins Auto gebaut!) abtrennen und fest verschweissen, weil der Drehpunkt der Konsolen, der normal vor dem Querträger im Karosserieboden liegt und jetzt, beim nach hinten verlagern, mit dem Querträger kollidiert. Also weg damit, damit die Sitzschiene vorne auf den Befestigungswinkeln der Karosserie flach aufliegt und nicht der Drehpunkt der Konsolen auf der Quertraverse aufsteht.  Letztlich klappt auch das, die frisch lackierten Sitzschinen werden mit der Heizpistole turbogetrocknet und die Sitze wieder eingebaut. Wow – wie auch in einem kleinen Auto viel Platz sein kann, wenn nur die Sitze weit genug nach hinten geschoben werden können :)! Das Sitz- und Raumgefühl ist um Welten besser als zuvor, der Schalthebel ist auch mit den starren Hosenträgergurten noch gut zu erreichen und das geschüsselte Lenkrad macht jetzt richtig Sinn!



Noch eben schnell neue Zündkerzen, eine neue Verteilerkappe und ’nen neuen -läufer eingebaut. Und besser noch die Bremsflüssigkeit wechseln, die ist ja auch schon bald 20 Jahre alt. Dann – dem ersten Startversuch steht nichts mehr im Weg :)! Also Sprit rein, und orgelorgelorgelorgelorgel. Ich hatte ja schon erwartet, dass der Coupe nicht mit der ersten Schlüsselumdrehung gleich startet, schliesslich kommen 6 Jahre Standzeit und komplett leere Spritleitungen zusammen. Aber dass da mal so gar nix geht wundert mich schon… ich klemme die Spritleitung vom Vergaser, und führe diesem über einen Trichter den Sprit direkt zu. Mein Gedanke: der Anlasser dreht den Motor, die Nockenwelle betätigt die Spritpumpe. Mehr Drehzahl = mehr Förderleistung. Mehr Drehzahl geht mit dem Anlasser halt nicht, also muss der Motor laufen. Und es funktioniert, kurz orgeln, der Motor läuft an und kurz drauf pulst der Sprit aus der Leitung. Motor läuft, prima :)! Also alles wieder richtig zusammenbauen und glücklich sein ;).

Es ist halb elf nachts und stockdunkel, soll ich oder soll ich nicht? Ich MUSS 8) – Räder drauf, runter von den Böcken, raus auf die Strasse für den ersten Test. Und der ist glücklicherweise nur halbernüchternd: Sitzposition passt, Schaltung funktioniert gut, der Motor läuft, die Bremse bremst, soviel zum Positiven :). Nach drei, vier Aufwärmkilometern probier ich’s, der Motor dreht sauber hoch. Und plötzlich, mit etwas mehr Last Patsch! Rotz! Kotz! Zündaussetzer, wie an der TurboFever vor 6 Jahren :(. Das Spritsystem war’s also definitiv nicht…
« Letzte Änderung: November 14, 2022, 22:13:10 Nachmittag von lecar5 »
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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #8 am: November 15, 2022, 09:01:32 Vormittag »
hubsi ich stand, lag und saß beim Lesen daneben und hatte 1000 Erinnerungen. Klasse!!!!
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Re: LL6P spanisch grün
« Antwort #9 am: November 17, 2022, 21:46:21 Nachmittag »
Eine Woche später riecht’s in der Werkstatt massiv nach Sprit. Was ist denn jetzt noch ???? Der Fleck unterm Auto lügt leider nicht, der Tank ist nicht dicht :(. Und nein, natürlich ist es nicht die Ablassschraube, die nicht richtig fest ist. Natürlich ist es die verlötete Gewindebuchse der Ablassschraube. Och menno... also Auto wieder aufbocken, wieder Sprit ablassen und sich dieses Mal fragen, warum da nur 5 Liter rauskommen, obwohl ich doch 10 reingeschüttet hab und damit vielleicht 10 km gefahren bin... Und ja, natürlich, klar, es ist es das gute V-Power und nicht das günstige E10, was denkt denn ihr :(? Tank also wieder raus, und, öh :-\… Flamme und Spritdämpfe - wie löte ich einen Tank, ohne dass der mir um die Ohren fliegt? Einen Moment lang verfluche ich mein Alter, vor 20 Jahren hätte ich den Tank einfach gelötet und gut wär’s gewesen. Aber so sind’s die wildesten Bilder, die mir durch den Kopf schiessen, solche mit geborstenen Fenstern in der Werkstatt und Einstein Junior beim Bierbrauen und mich in meinem Tatendrang einbremsen.



Ich befürchte es: der kleine Kundendienst am Coupe so mal eben im Herbst 2022 entpuppt sich zu einem ½-Jahres-Projekt… und eigentlich wollte ich doch endlichendlich am Cabrio weitermachen. Aber alles Gejammere und Gefluche hilft ja nix – wie löte ich einen Tank ohne grossen Flurschaden anzurichten :-\? Godsey hat die Antwort parat: den Tank 2x mit Wasser füllen und wieder ablassen, dann sind die Spritdämpfe raus. Leuchtet ein, warum komme ich da nicht von selbst drauf ????
Zu meiner Überraschung ist die Gewindebuchse weichgelötet, beim Versuch, die Ablassschraube zu öffnen reisst die eingelötete Buchse aus dem Tank. Ok, also blank machen und wieder rein damit. Denkste – der erste Lötversuch scheitert kläglich. Natürlich bin ich zu faul, um zuerst die Ablassschraube aus der Gewindebuchse zu drehen – warum auch, wenn sie schon mal dicht ist? Von wegen: die Schraube in der Buchse zieht viel zu viel Energie, als dass eine satte Lotnaht zustandekommen würde. Der zweite, mit ohne Schraube in der Buchse und penibelst metallisch blank gemachten Bauteilen funktioniert. Und der Tank sieht aus wie Sau, weil wirklich metallisch blank funktioniert nur mit abflämmen 8) - Drahtbürste und CSD-Scheibe funzt nich, no way. Und so wie der Tank jetzt aussieht kommt er definitiv nicht mehr unters Auto, also einmal mit schwarzem Epoxy-Grund in schön, bitte! Das mit dem mal eben schnell Kundendienst und wird nix hatten wir ja eben, dann kommt’s auf das auch nicht mehr an... Und wieder – was für ein freies Gefühl, nicht erst Material kaufen zu müssen sondern einfach ans Regal zu gehen, den Mipa-Grund, der vom dicken Turbo noch übrig ist anzurühren und auf den Tank zu blasen, einfach frei und einfach einfach :)!



Während der Tank so vor sich hintrocknet nehm ich mich dem stumpfen grünen Lack an. Den hatte ich vor Jahren schon einmal aufpoliert, aber davon ist nix mehr übrig. Klar, in den 1990er wurde noch 2K-1-Schicht-Acrylack aufgetragen, nicht wie heute Basislack auf Wasserbasis und dann ein 2K-Klarlack drauf. Und 1-Schicht-Lack kreidet halt aus. Also Schleifpaste, Rota-Poliermaschine, Ohrstöpsel bereitgelegt und los geht’s, Karosserieteil um Karosserieteil. Anschliessend nochmals mit Feinschleifpaste drüber, dann Versiegelung drauf und gut. Hatten wir ja schon, steht alles rum, nix kaufen, nix warten, einfach machen :).



Der Effekt ist auf den Bilder nicht zu sehen, in Echt aber sieht deutlich anders aus. Und natürlich ist's nicht eine Arbeit von 2 Stunden, bis der Coupe komplett runterpoliert ist, eher von einem Tag. Ist aber eigentlich eine angenehme Arbeit, mit den Ohrstöpseln grenzt das fast an Meditation ;): Ohmmmmmm, finde deine Mitte! Ohmmmm, werde eins mit dem Lack! Ohmmmm, du bist spanisch grün ;D!
Bei den Versiegelungen muss man immer ausprobieren – die einen müssen gleich nach dem Auftrag wieder auspoliert werden, die anderen nach einer Stunde, noch andere sollen in der Sonne verarbeitet werden usw. Ich nehm das Nano Seal von Surf City Garage, das steht ja auch noch rum. Das soll für ein optimales Ergebnis einen Tag lang auf dem Lack abtrocknen. Ok, also vor Feierabend noch schnell das Siegel drauf. Naja, meine Arbeitseinheiten sind immer von Wochenende zu Wochenende, und so ist die Versiegelung halt eine Woche lang drauf, wird schon nichts ausmachen.
Eine Woche später lässt sich das Zeugs echt superleicht abtragen, und ich sehe die empfohlenen 24 Stunden als Marketing-Gag bzw. sogar als Schwäche des Materials - wahrscheinlich wäre die Versiegelung an sich schon nach einer Stunde gegeben, aber das Zeug lässt sich da halt noch nicht so einfach auspolieren. So macht man dem Anwender Glauben, dass es erst richtig wirkt, wenn ein Tag zwischen Auf- und Abtrag liegt, um von der fragwürdigen Handhabung des Zeugs abzulenken, ts ???! Aber wie auch immer, eine Woche später ist dann auch der Tank und die übriggebliebenen 5 Liter Sprit wieder drin, und der Motor läuft gleich an. Prima, denke ich, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich nicht ein Feuerzeug nehmen würde, wenn der Tank jetzt noch immer nicht dicht ist…



Die Poliererei ist auch abgeschlossen, am Auto geht’s Stück für Stück voran :). Nächstes Gewerk ist die Fahrertür, an der platzt schon seit Jahren der Lack auf. Oberhalb des Türdrückers hab ich vor 15 Jahren schon einmal einen Riss aufgebrochen und die Schadstelle etwas ausgepinselt. Ums Türschloss und mitten im Türblatt haben sich weitere Risse gebildet, an der Unterkante der Tür ist auf 40x20mm der Lack ganz abgeplatzt. Als Grund vermute ich zu viel Material, was da aufs Blech aufgebracht wurde, und das wahrscheinlich auch noch in Kombination mit schlechter Vorbereitung oder Entfettung des Untergrunds.



Was tun? Am elegantesten wäre es, einfach eine andere Tür vorzubereiten, zu lackieren und dann die Türen einfach zu tauschen. Arbeitsplan: Ausbau der Tür = Ausbau der Innenverkleidung. Ausbau der Innenverkleidung = Ausbau des vorderen Teils des Überrollkäfigs. Also, ...äh, also - nö :-[. Mach ich nicht, will ich nicht, hab ich kein Bock zu! Die Tür bleibt wo sie ist, das muss anders gehen! Das ist beschlossen, wie ich’s konkret mach weiss ich noch nicht, aber definitiv, nein, die Tür kommt nicht raus, keine Diskussion! Der Weg ist das Ziel, wie ich's mach wird sich schon noch ergeben.
Also erstmal Lack runter, das ist klar. Schleifen? Der viele Staub ???? Och nö, da sieht die Werkstatt danach aus wie Sau. Heureka :)! Work smart, not hard, Abbeizer her :)! Color Ex heisst das Zeug, was ich noch im Regal stehen hab. Das funktionierte bislang immer ganz gut, mal gucken, was es zu LL6P spanisch grün sagt. Abdecken mit Folie ist immer ganz wichtig, damit die Lösungsmittel nicht verdampfen sondern in den Lack eindringen. Ein aufgeschnittener gelber Sack hat grad die richtige Grösse.



Eine Woche später das Ergebnis, ich hab da irgendwie mehr erwartet, es hat sich nur die oberste Lackschicht angelöst :(:



Ich komm um’s schleifen wohl nicht herum… die verbaute Tür ist ordentlich wellig und wurde deshalb gut gespachtelt betoniert. Keine Ahnung, wie gut die Adhäsion der verwendeten Materialien noch ist, also alles runter. Auch deshalb, weil ich nicht weiss, ob der Abbeizer nicht doch tiefer gewirkt hat. Da kommt halt die Mentalität des Schwaben durch, die machen’s einmal, dann aber richtig. Spachtelmasse steht zum Glück ja noch im Regal :).



Im Kopf reift der Arbeitsplan: Kotflügel weg, Tür einkleben, Folie übers Auto… ja, so sollte es gehen.





Man sieht’s auf dem Foto nicht richtig, aber durch den Acryl-Grund werden die Wellen erst richtig sichtbar, die Tür ist grossflächig verbeult, das Türblatt ist eine einzige Kraterlandschaft. Ach je…



Und eigentlich, total überhaupt und eigentlich mal so ganz grundsätzlich: was mache ich eigentlich mit dem Coupe? Weiss ich nicht so recht, aber auch da reift in den letzten Tagen im Kopf ein Konzept… drauf gebracht hat mich die Tochter. Beziehungsweise Fully, das Pferd, das sie reitet und pflegt.



Fully alias Full Chex up ist ein paint quarter horse, ein sehr gut ausgebildetes. Fully ist Zuchthengst des Gestüts und war wohl auf dem einen und anderen Turnier dabei. Er ist wie ich verstehe ein sehr williges und feinfühliges Pferd, so eins, das man nicht treiben muss, sondern eins mit dem der Reiter sehr gut arbeiten kann, das selbst schwache Kommandos direkt umsetzt weil es versteht und mitdenkt, was der Reiter möchte. Ein Sportgerät sozusagen.
Die Beschreibung hier hab ich gefunden, da war Fully wohl noch deutlich jünger: https://www.yumpu.com/it/document/read/38183831/full-chex-up

Als passionierter Nicht-Reiter kann ich mir nur vorstellen, wie das Zusammenspiel zwischen Reiter und solch einem Pferd ist, und ich stelle mir dieses Zusammenspiel wie mit dem roten Produkt aus Bayrischer Fertigung vor – obwohl ich natürlich nicht beurteilen kann, ob das tatsächlich so ist: Der M3 jedenfalls ist auch immer zu 100% beim Fahrer, immer voll konzentriert, immer diszipliniert und immer willig, immer daran interessiert, dass es vorwärts geht und dass der Fahrer etwas mit ihm macht. So muss das mit Fully wohl auch sein, der ist immer darauf aus, das nächste Kommando zu bekommen, immer freudig, sich zu bewegen, immer voll bei der Sache und irgendwie nicht müde zu kriegen. Mittlerweile ist Fully Wallach, muss nicht mehr arbeiten und steht recht viel. Aber er ist noch immer willig und wartet nur darauf, bis ihn jemand fordert, damit er zeigen kann, was er noch immer kann und wie er noch immer Kraft und Ausdauer hat. Die Tochter hat sich mit Fully gut angefreundet und hat ihn über den Sommer sehr gefordert, er ist mittlerweile wieder etwas kräftiger und beweglicher. Man könnte meinen, er weiss, dass er körperlich nicht mehr so fit wie einst ist, aber nach wie vor noch Spass an der Bewegung hat und im Kopf noch immer Sportler ist. Selbst für mich ist es immer wieder begeisternd, den beiden beim Training zuzugucken, beide sind so fokussiert, völlig auf Effizienz aus, nur keine unnötige Bewegung, sondern alle Kraft konzentriert in die jeweilige Übung. Profis eben.

Zurück zum Coupe: Da ist ein Sportler, der sich über seine Vergangenheit und seine Gegenwart bewusst ist. Der vielleicht nicht der erfolgreichste war, aber der weiss, was Wettkampf ist. Einer, der für den Betrieb auf öffentlichen Strassen ent-wildet wurde um überhaupt noch eine Verwendung zu haben, keine Kampfspuren mehr trägt, bestenfalls noch den Trainingsanzug an hat und unter all den anderen Renault 5 gar nicht als Ex-Sportler erkannt wird. Also einer, der sein Dasein mittlerweile recht anonym fristet. Irgendwie wie Fully, und eigentlich unwürdig. Ich möchte etwas tun, um dem Auto seinen Charakter und seine Würde zurückzugeben, etwas, das man ihn als das was er ist erkennen lässt... Aufkleber und Startnummer auf die Türen pappen? Weiss nicht, das wird der Sache irgendwie nicht gerecht. Komplett auf Coupe zurückbauen? Das wäre es natürlich, ganz bestimmt! Aber nein, das braucht’s dann doch wieder nicht, schliesslich will ich lieber das Cabrio als den Coupe restaurieren. Abende lang gugg ich mir Bilder aus dem Renault 5 elf Pokal an, nicht recht wissend, wie ich der Pokal-Vergangenheit des Coupes gerecht werden könnte. Was mir dabei auffällt: mit etwas Übung erkennt man beim Betrachten der Pokal-Bilder, um welchen Renault 5-Typ es sich handelt und kann dadurch die Bilder den Jahren ungefähr zuordnen. Alpine und Alpine Turbo sind eindeutig am vorderen Stossfänger zu erkennen, klar. Der Alpine Turbo unterscheidet sich durch die Spiegel vom Sauger, auch an der Einpresstiefe der Felgen lässt sich erahnen, ob es ein Sauger oder Turbo ist. Ansonsten aber wird’s schwer, die beiden zu unterscheiden. Bilder vom Sauger-Pokal gibt’s gefühlt mehr als vom Turbo… und es formt sich das Bild :): Rückbau auf Pokal ja, aber von der Idee so, wie Axel Schulz heute eher als Gentlemen auftritt: https://www.spiegel.de/sport/sonst/boxen-axel-schulz-feiert-seinen-50-geburtstag-a-1237543.html

Also California-Spiegel runter, und Baby-Tornados dran. Damit lässt sich erkennen, dass es sich um einen Turbo handelt. Ausserdem stehen die globigen Dinger für die 80er Jahre ;).





Die Baby-Tornados werden mittlerweile in Gold aufgewogen, unglaublich - in ebay Italien geht der Satz mittlerweile für über 200 Stutz über den Tisch :o! MecaParts in Frankreich hat das günstigste Angebot, z.B. rechts: https://www.mecaparts.com/product/tornado-baby-noir-petite-version-du-tornado-droit-alpine-turbo/

Und weil ich grad schon dabei bin, OTS Oldtimerbedarf liefert Sachen, die man im öffentlichen Strassenverkehr nicht verwenden darf, weil sich Fussgänger an scharfen Kanten verletzen könnten. Da frage ich mich, ob die an die Heckklappe geschraubte dash-cam bei modernen Kleinwagen zur konstanten Verkehrsaufzeichnung nicht auch ein Verletzungsrisiko für Fussgänger darstellt... Wie auch immer, das kriegen wir heute abend nicht mehr geklärt. An den Coupe kommt natürlich keine dash-cam, sondern das hier :): https://www.oldtimerbedarf.de/Haubengurte-Leder-schwarz-20-cm-paarweise





Und es ist unglaublich, hinten falle ich tatsächlich beim Bohren der Löcher für die Nieten in eins der alten Löcher, mit dem die Haubenhalter seinerzeit befestigt waren :)! Let the good times rock, Coupe is king, yeah 8)!
« Letzte Änderung: Januar 09, 2023, 21:05:43 Nachmittag von lecar5 »
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