1 Jahr und 4 Stunden
Miki Biasion startet bei der Tour de Corse 1986 mit dem Delta S4, mit dem er bereits in Portugal an den Start ging. Marku Alén und Henri Toivonen treten mit Chassis-Nummern an, die eigens für Korsika neu aufgebaut wurden. Allen drei Fahrzeugen ist gemeinsam, dass sie 30 kg leichter als die bisherigen Rallye-Delta S4s sind, und ein für Korsika angepasstes Fahrwerks- und Antriebssetup haben. Die 30kg kommen auch daher, weil der völlig überbewertete Unterfahrschutz unter den Tanks weggelassen wurde – schließlich ist Korsika eine reine Asphalt-Rallye, aufspritzenden Schotter, der die Tanks beschädigen könnte, gibt es nicht.
Henri Toivonen schlägt sich seit Tagen mit einer Erkältung und Fieber herum, dennoch scheint es, dass ihn die Behandlung des Team-Arztes eher beflügeln als die Grippe ihn beeinträchtigen würde. Seit der 4. Wertungsprüfung am Vortag fährt er und sein Beifahrer Sergio Cresto auf 14 Wertungsprüfungen ununterbrochen Bestzeit, zur Mittagspause in Corte haben sich die beiden komfortable 2:45 Minuten Vorsprung herausgefahren. Der S4 kommt vollgetankt vom Service, Toivonen gibt sein letztes Interview und macht dabei einen etwas unkoordinierten Eindruck, reißt dennoch ein paar lockere Sprüche und zeigt sich gleichzeitig bewusst ob der Gefahr, die diese Rallye birgt: „This is crazy. This is crazy, even everything is going very well, but if I find trouble so I am unfortuntely complete finished.“. Um 14:40 Uhr machen sich Henri und Sergio auf zum Vorstart der 18. WP von Corte nach Taverna bzw. Ponte Leccia. 14:53 Uhr ist Start, und Sergio, Henri und der S4 stürmen ein letztes Mal los.
Was im Cockpit des Delta S4 mit der Chassis-Nummer 211 auf der engen D18 zwischen Corte und Taverna passiert, wird nie aufgeklärt werden. In einer Linkskurve rutscht das Auto von der Fahrbahn, stürzt etwa 4 Meter die Böschung hinunter und fängt Feuer. Die nachfolgenden Bruno Saby und Jean-Francoise Fauchille mit ihrem Peugeot 205 registrieren zwar das Feuer, können zunächst aber nicht einordnen, dass es sich um einen Unfall handeln könnte. Nach der folgenden Serpentine erkennen sie die Situation, drehen um und kehren zur Unfallstelle zurück. Sie versuchen, Toivonen und Cresto aus dem brennenden Wrack zu retten, müssen aber zum Schutz ihres eigenen Lebens vor einsetzenden Explosionen zurückweichen. Das Wrack brennt völlig aus, die vielfach verwendeten HighTech-Werkstoffe wie Kevlar-Carbon und Magnesium nähren das Feuer unentwegt, der auslaufende Sprit tut alles Übrige.
Saby und Fauchille sowie Miki Biasion mit Beifahrer Tiziano Siviero, die nunmehr auch vor Ort sind, können nichts tun, außer über Funk Hilfe anzufordern – zwar müssen die Gruppe B-Fahrzeuge Feuerlöschanlagen verbaut haben, entnehmbare Hand-Feuerlöscher hingegen sind nicht vorgeschrieben.
Henri Toivonen und Sergio Cresto lassen am 2. Mai 1986 in den Flammen ihr Leben. Auf den Tag genau 1 Jahr nach dem Tod von Teamkollege Attilio Bettega. Und wie er in einem Auto mit der Startnummer 4.
Henri Toivonen
* 25. August 1956
+ 2. Mai 1986
Sergio Cresto
* 19. Januar 1956
+ 2. Mai 1986