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Fünferbande

Die Geschichte des Renault elf Pokals begann 1974 im Motodrom von Hockenheim mit einem Paukenschlag. Damals konnte niemand ahnen, welche Erfolgsstory er bis heute schreiben würde. Der Renault elf Pokal wurde zum Vorbild für fast alle späteren Marken-Rennserien und zur Talentschmiede für viele Rennfahrerkarrieren. Wenn die oft mehr als 40 Autos in die erste Kurve gingen, war für Unterhaltung gesorgt. Die Fans jubelten und die Akteure lieferten auch neben der Strecke immer neuen Stoff für wunderbare Anekdoten

.„Aufhören, sofort aufhören, so lassen Sie doch endlich abwinken!“ Das verzweifelte Flehen des hochrangigen Renault Mannes in Richtung seines Sportchefs hatte seinen guten Grund, denn das Fiasko schien unabwendbar: Ein Fünfer nach dem anderen kippte im Motodrom vor den vollbesetzten Tribünen um. Das Rennpublikum johlte, die Renault Chefs jammerten.
Die Geschehnisse von Hockenheim, von ARD und ZDF noch am selben Tag genüsslich und gleich mehrmals ins Fernsehbild gesetzt, liessen Schlimmes befürchten. Und plötzlich stand das Projekt „Renault 5-Pokal“ auf der Kippe, bevor es richtig begonnen hatte. Dass es trotz der verkorksten Sportpremiere dennoch ein Happy End und in den folgenden 17 Jahren sogar eine beispiellose Erfolgsstory rund um den Renault 5 gab, ist vor allem der Beharrlichkeit des Renault Sportchefs Rolf Schmidt und seinem Vorstand Hommen zuzuschreiben. Die beiden hatten nie aufgehört, an den Erfolg ihrer Idee vom preiswerten Renn-Fünfer zu glauben. „Also haben wir wie die Löwen dafür gekämpft“, so Schmidt, „den Cup gegen alle Bedenken durchzuziehen“.

Siegeszug: Schon bald gingen 1.500 Renault 5 Europaweit an den Start.

Mit ihrer Pionierarbeit haben die mutigen Ziehväter (beide leben längst im Ruhestand) ein gutes Stück deutscher Motorsportgeschichte geschrieben. Schon im zweiten Jahr traten allein in Deutschland über 100 Renault 5-Piloten an, auch europaweit war der Siegeszug des Renn-Fünfers nicht mehr aufzuhalten. Bald düsten an die 1.500 Renault 5 in neun Nationen um landeseigene Cup-Siege. Und als Bonbon gab es eine Europameisterschafts-Rennserie für die Landesbesten.
Als Wettbewerbsinstrument diente im Premierenjahr der Renault 5 TL mit spärlichen 41 kW (56 PS) und Schiebestockschaltung, damals ein echter Renner auf dem Kleinwagenmarkt. Als erster Sieger überhaupt trug sich der Essener Harald Grohs in die Pokalchronik ein, als erster Renault-5-Meister der Böblinger Wolfgang Schütz. Beide haben in der Folge ebenso Karriere im großen Rennsport gemacht wie beispielsweise ihre Renault-5-Kollegen Mauro Baldi, Christian Danner, Peter Oberndorfer, Joachim „Jockel“ Winkelhock oder Volker Strycek. Diese Cracks und einige andere mehr haben nachhaltig zur Popularität des Renault 5-Pokals beigetragen.
Mit zunehmender Professionalisierung der Rennserie machten die Teams und Fahrer ihren Job besser denn je, nahmen alles viel ernster als früher und präsentierten sich auf hohem fahrerischen und technischen Niveau. Im Laufe der Jahre stiegen die Motorleistungen kontinuierlich an. Dem Renault 5 TL mit 41 kW/56 PS von 1974 folgten zunächst die Versionen LS und TS mit 48 und 63 kW (65 und 85 PS). 1977 rollte bereits eine 74 kW/100 PS-Variante an den Start, und wenig später hatte der Renault 5 Alpine Turbo mit 88 kW/120 PS große Auftritte.
Die absolute Krönung brachte dann der breitbackige Renault 5 zwischen 1981 und 1984 im Europapokal: Von den Rennen mit dem 133 kW/180 PS starken Turbo 1 schwärmen Fans und Fahrer noch heute. Die Schlachten der „Eurofighter“ Jan Lammers, Wolfgang Schütz, Massimo Sigala & Co. erlangten dauerhaften Erinnerungswert. Überhaupt die Power: Mitte der 80er Jahre stemmte schon ein Renault 5 GT Turbo im deutschen Cup über 110 kW/150 PS auf die Kurbelwelle.
Die beiden letzten Jahre seiner Sportkarriere erlebte der Renault 5 schließlich eher in Diät-Version: Spannende Rennen ließen sich allerdings auch mit den vergleichsweise bescheidenen 85 kW/115 PS der Renault 5 GTE-Maschine bestreiten, die pflichtgemäß mit Katalysator ausgerüstet war. Im definitiv letzten Rennen – es fand an einem September-Sonntag 1990 auf dem Nürburgring statt – beendete Thomas Klenke aus Verl-Kaunitz mit Laufsieg und Titelgewinn eine 17 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte.