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Tour de Corse ist der Titel eines Rallye- Weltmeisterschaftslaufs auf der Insel Korsika. Wo einst Frankreichs ruhmreicher Napoleon entsprang, siegte Renaults Rallye-Team beim Wettbewerb im Mai 1982 mit dem zitronengelben Renault 5 Turbo im Handstreich über die Weltelite. Auf dass das Gedenken an diesen Triumph erhalten bleibe, spendierte man den Renault 5 in Rallyversion den Namen der Korsika-Veranstaltung.

Den "Tour de Corse" gibt es ab sofort zu kaufen. Wer 285000 Franc (rund 106 000 DM) zu diesem Zweck mühelos auftreiben kann, sollte sich den Spaß womöglich gönnen. denn der kleine Renn-Renault ist gewiss ein ganz besonderes Auto, und es ist beeindruckend, was die Techniker aus Paris alles in den Mini gepackt haben. Wie beim 160PS starken Straßen-Modell Renault 5 Turbo sitzt der Vierzylindermotor, bescheidene 1397 Kubikzentimeter groß, in der Wagenmitte. Aber es passte noch einiges hinein. Vorne, wo beim normalen Renault 5 der Motor werkt, ruht bei der Wettbewerbsversion ein Ersatzrad und ein großer Wasserkühler. Auf der Abdeckplatte über dem Motor findet ein weiterer montierter Pneu Platz.

Für die französische Rallyemeisterschaft des Jahres 1982 wurde einer der Kleinen von Renault noch weiter aufgefüllt: Die linke Seite bekam zwei Zentner Lebendgewicht, die rechte ein paar Kilogramm weniger. denn links thronte Jeán-Luc Therier, rechts Beifahrer Michel Vial. Ihre Leidenschaft aus gemeinsamen Porsche 911-Zeiten, bei Rallyes stets mehrere Flaschen Rotwein an Bord für den Fall des vorzeitigen Ausscheidens mitzuführen, mussten sich die beiden lebensfreudigen gallischen Rallyefahrer allerdings rasch abgewöhnen. Denn ihr Renault war absolut voll. Selbst die Zahnbürste, von der so häufig als einzigem möglichen Zusatz-Gepäck die Rede ist, hätte nur mehr schwerlich Platz gefunden. Therier und Vial gewannen 1982 den Titel und trafen bei ihrer Rallye-Jagd stets auf jede Menge Gleich bewaffneter Gegner: Sieben der zehn Rallyemeisterschaftslaufe wurden vom Renault 5 Turbo gewonnen.

Schon im Herbst 1978 wurde beim Pariser Autosalon der erste Renault 5 mit Mittelmotor und Turbolader als Prototyp vorgestellt. Was zunächst als Blickfang für Messe-Besucher deklariert wurde, entpuppte sich alsbald als echter Kampfwagen: Bei der Giro D'Italia für Automobile, einem kombinierten Renn- und Rallyewettbewerb quer durchs Land, debütierte der Mittelmotor-Winzling 1979. Im Jahr darauf absolvierten die Sport-Verantwortlichen von Renault, arg gestreBt durch permanente Formel 1- Einsätze, diverse Test-Rallyes. Die Erfahrungs-Ausbeute war so gut, dass im Januar 1981 für die französische Regie bereits der erste Wunschtraum in Erfüllung ging: Jean Ragnotti und Jean-Marc Andrie siegten im Renault 5 Turbo bei der Rallye Monte Carlo.

Mittlerweile gab es den pfiffigen Renault Turbo auch als Straßen-Automobil. Der große Wunsch einiger Sportfahrer nach einer erschwinglichen Wettbewerbs-Version wurde schon kurze Zeit später mit Nachdruck bei der Renault-Sportabteilung vorgetragen. 200 PS stark waren die ersten leicht modifizierten Serien - Renault 5 Turbo für den Rallye-Wettkampf kräftig genug, um unter Bruno Saby schon 1981 die französische Rallye-Meisterschaft zu gewinnen. Für 1983 wurde nachdrücklich aufgerüstet. „Der Rallye-Privatfahrer kann jetzt im Renault 5 Turbo all unsere Erfahrung, die wir in fast fünf Jahren Entwicklung bei schnellen Asphalt- und brutalen Schotterrallyes gesammelt haben, kaufen“, versichert Patrick Landon, der Boss der l9köpfigen Rallyeabteilung von Renault-Sport. Tatsächlich waren die Renault Männer mit ihrem Sportmobil überall herumgekurvt - von England über Griechenland bis nach Korsika. Selbst in Afrika rannte der aufgeladene Winzling unter brutalsten Bedingungen. Bei 40 Grad Hitze Schlamm, Staub und Knüppelpisten schaffte er trotz langwieriger Stopps 1982 Platz vier der Weltmeisterschafts-Rallye Elfenbeinküste.

Die käufliche Version für den Rallye-Kunden ist 240 PS stark, auf Wunsch und natürlich gegen Aufpreis können auch 300 PS geliefert werden. Renault Sport selbst verfolgt das Ziel in diesem Jahr bei einer WM-Rallye mit einem über 300 PS starken und nur 850 Kilogramm schweren R 5 anzurollen. „Bei den Siegen in Korsika und Monte Carlo hatten wir noch über 900 Kilogramm Gewicht und maximal 280 PS Leistung“, behauptet Rallye-Chef Landon. Rund 930 Kilogramm schwer ist das für Kunden angebotene Auto und damit das leichteste Rallye-Gefährt, das es derzeit zu kaufen gibt. An seiner Front wurde der Wettbewerbs-Renault verstärkt, zusätzlich eingeschweißte Bleche an der Front geben dem Rahmen mehr Steifigkeit. Im Fahrzeug-Innenraum montiert die Firma Gordini, die im Renault-Auftrag die Kunden­Renner zusammenbaut, einen Überrollkäfig. Beide Sitze sind identisch mit denen des Serien-Renault 5 Turbo, ab Werk werden allerdings zwei Sechspunktgurte für die Rallye-Besatzung montiert.

Das straffere Rallye-Auto zeigt weniger Lastwechsel-Reaktionen und präsentiert sich im Gegensatz zum Serien-Bruder mit ausgeprägtem Hang zum Übersteuern. Der knapp bemessene Hubraum fordert seinen Tribut unten herum tut sich wahrlich nicht sehr viel, erst sobald der Turbolader bei höheren Drehzahlen ordentlich ins Rotieren kommt. Das der Chauffeur im Rallye-Renault selber selten in diesen Betriebszustand gerät, dafür haben die Sport-Techniker gesorgt: Das kompakte gelbe Wägelchen verzeiht fast alles. Auch wenn weniger begnadete Artisten als Monsieur Therier das Kommando an Bord haben.